Aus der Reihe „monatliche Extremwerte des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern“ beleuchten wir diesmal aus aktuellem Anlass den April. Seinem Ruf als launischer Wettermonat wird der vierte Monat des Jahres auch nach Auswertung der Daten gerecht.

Zunächst ein Blick auf die Temperaturextreme:
Der April ist der einzige Monat, in welchem alle vier klassischen klimatologischen Kenntage des Parameters Temperatur vorkommen können. Es sind noch Frost- (Tmin <0,0°C) und sogar Eistage (Tmax <0,0°C), genauso wie schon Sommer- (Tmax >=25,0°C) und ganz selten Hitzetage (Tmax >=30,0°C) möglich. Als typischer Übergangsmonat hat der April sowohl spätwinterliche Kälteeinbrüche als auch schon erste sommerliche Wetterlagen zu bieten.
Die höchste Temperatur wurde am 22.04.1968 mit 30,8°C in Marnitz (LK Ludwigslust-Parchim) gemessen. Auch an anderen Wetterstationen in Mecklenburg konnten an diesem Tag 30°C oder knapp darüber registriert werden. Damals strömte subtropische Warmluft auf direktem Wege ausgehend von Nordafrika weit nach Norden. Seit Beginn zuverlässiger Temperaturmessungen gab es nur an zwei weiteren Tagen (21.04.1968 und 22.04.1996) einen offiziellen Hitzetag irgendwo in Mecklenburg oder Vorpommern. Im Vergleich wesentlich häufiger treten bereits Sommertage auf. Im April des Jahres 1993 waren es 7 Tage mit 25°C oder mehr in Marnitz.
30°C im April – die zwei außergewöhnlich sommerliche Tage am 21./22.04.1968


Auch direkt an der Ostseeküste kann es bei ablandigem Wind (dann spielt das noch winterkalte Meerwasser nämlich keine Rolle) schon sehr warm bis heiß werden. Am 23. April 1996 erreichte die Luftwärme in Warnemünde 29,5°C und gleichzeitig trieben noch dicke Eisschollen im Wasser (der vorangegangene Winter 1995/96 war ein sehr kalter Vertreter).

Der früheste Sommertag (Tmax >=25,0°C) in der Wettergeschichte von Mecklenburg-Vorpommern ereignete sich am 04. April 1953. Dabei erwärmte sich die Luft an vielen Küstenabschnitten auf ähnlich hohe Werte wie im tiefsten Binnenland, denn die Luftmasse war großflächig dieselbe und bei ablandiger Südströmung kann das winterkalte Ostseewasser nicht kühlend wirken. Ueckermünde am Stettiner Haff knackte mit 25,3°C die entsprechende Marke.

Der April kann jedoch auch große Temperaturgegensätze innerhalb von MV hervorbringen, insbesondere sofern die Ostsee mit ihren kalten Wasserflächen ins Wettergeschehen eingreift. Ein recht krasses Beispiel ist der 28.04.2012, als eine südöstliche Strömung und grundsätzlich sehr warme Luftmasse abseits der Küste bis zu 29°C in Feldberg ermöglichte und gleichzeitig das Thermometer bei feuchtkaltem Nordostwind in Boltenhagen nur maximal 12°C anzeigte.

Der Kälterekord des Frühlingsmonats stammt von der ehemaligen Wetterwarte Greifswald-Wieck und liegt bei -10,6°C (13.04.1957). Beinahe zweistellige Minusgrade gab es zudem vor nicht allzu langer Zeit am 02.04.2013.

https://kachelmannwetter.com/de/messwerte/mecklenburg-vorpommern/tagestiefsttemperatur/20130403-0000z.html
Eistage, an denen die Temperatur auch tagsüber nicht den Gefrierpunkt überschreitet, sind in M-V für die Aprilmonate 1881, 1888, 1891, 1911, 1929, 1966 und 1986 verzeichnet. Der späteste Eistag datiert auf den 15.04.1966. Damals lagen die Höchstwerte auf Rügen und Hiddensee knapp unter 0 Grad. Den Rekord für das niedrigste Tagesmaxima hat abermals die Station Marnitz inne (-1,3°C / 04.04.1911).
Der kälteste April, gemessen an der Mitteltemperatur, trat im Jahre 1929 (3,8°C) auf. Der wärmste Vertreter war 2009 (11,0°C), dicht gefolgt von 2011 (10,9°C) und 2018 (10,8°C).
Der April zeigt übrigens die stärkste Tendenz zur Erwärmung unter allen Monaten. Der Wert für die MV-Durchschnittstemperatur stieg für den neuen 30-Jahreszeitraum von 1991-2020 gegenüber dem „alten“ Klimamittel der Referenzperiode 1961-1990 um 1,7°C an.

Nach Auswertung der Niederschlagsdaten kristallisiert sich der April 1970 als mit Abstand nassester seit 1881 heraus. In Ribnitz-Damgarten kamen mehr als 170 l/m² zusammen. Kaum messbaren Niederschlag gab es dagegen in den Aprilmonaten des Jahres 1893 und 2007. In 1893 meldeten vereinzelte Stationen sogar exakt 0,0 l/m² und somit gar keinen messbaren Niederschlag.
Massig Schnee flächendeckend im ganzen Bundesland lag zum Beispiel vom 10. bis 12.04.1970. In der Region um Waren an der Müritz wurden lokal wahnsinnige Schneehöhen von einem halben Meter bestimmt.

https://kachelmannwetter.com/de/messwerte/mecklenburg-vorpommern/schneehoehen-tag/19700411-0600z.html
Vier Jahre zuvor, am 14.04.1966, brachten kräftige Nassschneefälle 20 cm der weißen Pracht entlang der Küste. Sehr spät im Frühjahr, vom 20./21.04.1903, ist zudem ein Schnee-Ereignis mit teils 30-40 cm schwerpunktmäßig auf der Insel Rügen überliefert.
Um vergleichbare April-Schneemengen zu finden, braucht man jedoch nur ins Jahr 2018 zurückschauen. Am 01. April (Ostersonntag) lagen bis zu 35 cm im westlichen LK Rostock. Bei entsprechender Wetterlage ist auch der vierte Monat der Jahres noch in der Lage für sattes Winterfeeling zu sorgen.

Der April kann der sonnigste Monat des Jahres sein. So passiert im Jahr 2009. Grambow-Schwennenz an der polnischen Grenze registrierte damals 342 Sonnenstunden und somit mehr als 11 Stunden pro Tag und mehr als doppelt so viel wie das Klimasoll erwarten lässt.

Sehr gute Aufarbeitung und Auswertung der Wetterstatistik bzw. Wetterrekorde.
LikeLike
Sehr schöne Übersicht, vielen Dank 🙂
LikeGefällt 1 Person