Nach dem schon länger verfügbaren Weihnachtswetter-Rückblick ist nun endlich auch der Silvesterwetter-Rückblick da. Der folgende Beitrag blickt zurück auf alle Jahreswechsel seit 1946/47 und betrachtet die Messwerte sowie die markantesten Wetterlagen aus über 100 Jahren.
In der folgenden Tabelle ist jeweils die Höchsttemperatur, Tiefsttemperatur, Niederschlagsmenge, Schneehöhe und Sonnenscheindauer am 31. Dezember sowie 01. Januar für Rostock-Warnemünde dargestellt. Die Daten stammen allesamt von der Wetterwarte an der Strandpromenade.
Damit auf den ersten Blick erkennbar ist, welche Temperaturverhältnisse herrschten, ob die Sonne schien oder ob Schnee lag, sind die Felder farblich gestaltet. Schauen Sie sich die Tabelle in Ruhe an, danach erfolgt ein Blick auf die besonderen Ereignisse.




Ergänzend dazu die Lufttemperatur in Warnemünde genau um Mitternacht (00 Uhr) am 01. Januar seit dem Jahreswechsel 1946/47.

Die Daten aus dem Rostocker Ostseebad zeigen bereits, dass der letzte eisige Jahreswechsel schon weit in der Vergangenheit liegt. Dauerfrost am Silvester- und/oder Neujahrstag wurde zuletzt 2002/03 registriert. Minusgrade exakt zum „Happy New Year“ um 00 Uhr erlebte Warnemünde seit 2004 und damit schon seit über 20 Jahren nicht mehr. Stattdessen herrschten häufig deutliche Plusgrade, 2023 waren es unglaubliche 14,6°C – der wärmste Jahreswechsel seit Beginn von Messungen.
Viel Schnee bei schon leichtem Tauwetter gab es 2005/06 und 2010/11, bei letzterem war nach wochenlanger Kälte sogar die Ostsee ufernah zugefroren (siehe Bild am Ende des Artikels). Das mit Abstand schneereichste Silvester war jedoch 1978/79 – ein wahrhaft arktischer Jahreswechsel mit einem Schneesturm an der Mutter aller Luftmassengrenzen und -18°C in Warnemünde. Eine Serie kalter und oft schneereicher Jahreswechsel findet sich zudem in den Jahren von 1968 bis 1971, zwei aufeinanderfolgende bitterkalte waren außerdem 1995/96 und 1996/97.
Auswahl markanter Wetterlagen
Zum Jahreswechsel 1978/79 ereignete sich eine der außergewöhnlichsten und prägnantesten Wetterlagen des 20. Jahrhunderts. Über Deutschland verlief damals eine sehr scharfe Luftmassengrenze, die sich ausgerechnet um Neujahr von der Nordhälfte weiter nach Süden verlagerte. Während im Norden bereits seit Tagen ein heftiger Schneesturm wütete, zeigte sich im Süden ein ganz anderes Bild. Besonders bemerkenswert ist dabei: In Städten wie Rostock, Schwerin und Hamburg war der Jahreswechsel 1979 bis heute der kälteste, während München dagegen als Rekord gleichzeitig den mildesten Jahreswechsel verzeichnete (gebrochen erst 2023).
Temperaturen (01.01. 01 Uhr) und Schneehöhe (01.01. 07 Uhr) von 1979
Die Schneehöhen variieren von Ort zu Ort stark, da eine Messung aufgrund der massiven Verwehungen/Verfrachtungen kaum möglich war. Alleine auf Rügen daher Spanne von 9 cm am Kap Arkona und 117 cm (!!) mittlere Schneehöhe in Bergen. Dazu eisige Kälte von verbreitet -15 bis -19°C.


Ebenfalls sehr eisig waren die Jahreswechsel 1908/09, 1969/70 sowie 1995/96 und 1996/97, an denen es vielerorts strengen oder sogar sehr strengen Frost gab. Siehe die folgenden Karten für MV (1908/09 = Tiefsttemperatur 01. Januar 1909, ansonsten Terminwerte von 00 Uhr).




Ergänzend die schneereichsten Silvester/Neujahre abgesehen von 1978/79:





Das absolute Kontrastprogramm mit Frühlingsgefühlen gab es 2022/23. Eine massive Südwestdüse brachte bis zu 16°C mitten in der Nacht. Es war verbreitet an allen Stationen (abgesehen von Hiddensee) der mildeste Jahreswechsel seit Temperaturmessungen vorliegen.

Sehr mild verliefen auch die Jahresübergänge 2006/07, 2017/18 und 2021/22 und aus langen Messreihen hervorgehend 1901/02.
Die markanten Sturmereignisse um Neujahr herum datieren auf den 01.01.1981 und 31.12.2006, als sogar Orkanböen auftraten. Die beiden Karten zeigen die Spitzenböen der Stationen.


Problematisch ist des Weiteren sehr dichter Nebel in der Silvesternacht. Wenn die Bedingungen für Nebel ohnehin schon passen – also feuchte Luft, eine klare Nacht und nur wenig Wind – kann das Abbrennen von Feuerwerk die Nebelbildung zusätzlich deutlich fördern. Grund dafür ist die starke Zunahme von Kondensationskernen in der Luft, an denen sich Wasserdampf leichter zu Tröpfchen verbindet. Besonders ausgeprägt zeigte sich dieses Phänomen zum Jahreswechsel 2007/2008 in einigen Regionen Nordrhein-Westfalens und Niedersachsens. Bei uns in MV war es zum Beispiel 2015/2016 der Fall, als die Sichtweiten mancherorts in Westmecklenburg deutlich unter 100 m lag:


Abschließend noch das Foto der vereisten Ostsee vor Warnemünde zu Silvester 2010/11:


