Aktuelles Wetter Klimadaten & Rekorde Natur & Wetterphänomene Rückblicke und Analysen

Trockenheit im Sommer 2022 – Aktueller Stand in M-V

Das leidliche Thema der fehlenden Niederschläge begleitet uns auch durchs Jahr 2022. M-V ist dabei bundesweit nicht der „Hotspot“, jedoch sind im nordöstlichsten Bundesland seit März alle Monate zu trocken ausgefallen. Somit summiert sich das Niederschlagsdefizit immer weiter auf. Nach einem sehr nassen Februar ist in der Vegetationsperiode Wassermangel wieder an der Tagesordnung.

Monatliche Niederschlagssummen im Gebietsmittel von MV seit März 2022 (in Klammern Prozent vom Soll der Periode 1961-1990)

März: 1,0 l/m² (2 %)
April: 29,8 l/m² (71 %)
Mai: 35,6 l/m² (70 %)
Juni: 33,3 l/m² (54 %)
Juli: 44,7 l/m² (69 %)
August: ???

Der Sommer 2022, statistisch gebildet aus Juni, Juli und August, ist bisher als sehr trocken zu bezeichnen. Mit rund 88,5 l/m² ist bislang erst etwa 48 Prozent des Klimamittels gefallen. Über 2/3 (etwa 73 Prozent) des Sommers sind jedoch bereits Geschichte und die Aussichten sind bezüglich Niederschlag alles andere als vielversprechend.

Aber zunächst einmal einige Zahlen zur Einordnung:

Sommerniederschlag MV / 30-jähriger Mittelwert [l/m²]             

1991-2020           200,1

1981-2010           192,6

1971-2000           185,1

1961-1990           186,9

Im Folgenden die Liste der 7 trockensten Sommer in MV seit 1881:

1976 83,5 l/m²
2022 88,5 l/m² (Zwischenstand 06.08.)
1983 89,0 l/m²
1904 103,5 l/m²
1911 105,2 l/m²
2018 110,2 l/m²
1925 115,8 l/m²

Vorerst rangiert 2022 auf Rang 2 hinter dem Dürresommer 1976. Der August muss sich ranhalten, soll noch eine Platzierung in der Top 5 verhindert werden. Um noch das Klimamittel zu erreichen, müssten auf die Fläche gesehen noch etwa 100 l/m² bis zum 31.08. fallen. Dies erscheint utopisch. Der Großteil des dritten meteorologischen Sommermonats steht zwar noch bevor, doch die Aussichten zeigen Hochdruck und Trockenheit.

Quelle: https://kachelmannwetter.com/de/vorhersage/6550703-waren-mueritz/14-tage-trend

Wie fast immer beim Niederschlag, sind die regionalen Unterschiede groß. Insbesondere in Sommern wie dem diesjährigen, welche sich durch fehlende flächendeckende Regenfälle auszeichnen und die gefallenen Niederschlagsmengen überwiegend durch Schauer und Gewitter statt durch „Landregen“ generiert werden. Daher empfiehlt sich neben dem Blick auf das Gebietsmittel auch die Betrachtung einzelner Standorte.

In Grabow (LK Ludwigslust-Parchim) brachte der Sommer 2022 bisher erst 49,2 l/m² (29 % des Solls). Dort wird seit 1899 gemessen. In der mecklenburgischen Kleinstadt hielt bisher der Sommer 2018 den Trocken-Rekord. Zumindest eine Platzierung in der Top 3 der über 100-jährigen Messreihe ist nicht unwahrscheinlich. Der August müsste noch über 30 l/m² bringen, um das zu verhindern. Ein einziges starkes Gewitter kann dafür natürlich ausreichen. Das würde zwar die Statistik verändern, Natur und Landwirtschaft aber nur bedingt helfen. Bei Starkregen fließt viel Wasser oberflächig ab.

Trockenste Sommer – Grabow (seit 1899)

202249,2
201855,9
192181,3
190498,8
1976102,7
1911105,6

Die Landeshauptstadt Schwerin blickt auf eine sehr lange Historie der Wetteraufzeichnungen zurück. Die Messreihe beginnt 1849. Der Sommer 2022 steht zum aktuellen Zeitpunkt bei 68,7 l/m² und damit auf Platz 2 der trockensten Sommer. Aber 24 Tage sind ja noch zu gehen bis zum Augustende. Es zeichnet sich auch hier grundsätzlich eine sehr trockene Jahreszeit ab, sollte sich die Wetterlage in der 2. Monatshälfte nicht noch grundlegend umstellen.

Trockenste Sommer – Schwerin (seit 1849)

197661,1
202268,7
189380,7
191181,6
186583,0
185789,0
192190,6
190492,0

Ein ausgesprochen trockener Ort im Sommer 2022 ist außerdem Brüel bei Sternberg nordöstlich von Schwerin. Die Rekordliste bestätigt die Außergewöhnlichkeit mit der Belegung von Platz 1. Doch auch hier gilt: Abgerechnet wird final am 01. September nach Abschluss des meteorologisch-statistischen Sommers.

Trockenste Sommer – Brüel (LK Ludwigslust-Parchim) (seit 1888)

202254,3
197665,1
198374,2
1911100,1
1904102,4
1921109,4

Es gibt auch Regionen in MV, in denen das Niederschlagssoll für den Sommer in Reichweite ist. In Wolgast registrierte die Messtechnik 146,5 l/m² seit 01. Juni. Damit schon jetzt nur Platz 21 in der Liste der Sommer seit 1951. In der Peenestadt hält übrigens der Jahrhundertsommer 2018 den Trocken-Rekord.

Trockenste Sommer – Wolgast (seit 1951)

201899,0
1976103,3
1964103,5
1983106,4
2019108,7
2005109,4

2022146,5


Auswirkungen der Trockenheit im Boden

Der Niederschlagsmangel hat auf Dauer sichtbare Folgen für die Vegetation. Das Gras verdorrt auf den Wiesen und Grünflächen verwandeln sich in „Braunflächen“, es kommt zu Ernteeinbußen bei Feldfrüchten wie Getreide und Mais sowie Notbelaubung bei Bäumen. Zudem sinken Fluss- und Seepegel und die Grundwasserstände ebenso. Außerdem ist die Wald- und Vegetationsbrandgefahr hoch.

Dazu ein Blick auf die Stationsgrafiken des DWD zur Bodenfeuchte in der Schicht von 0 bis 60 cm unter Gras. Farblich dargestellt ist die nutzbare Feldkapazität in %. Vereinfacht ausgedrückt handelt es sich dabei um das pflanzennutzbare Wasser. Als Beispiel sei hier die Situation in Schwerin dargestellt. Im Bereich der Bodentiefe von 10 bis 30 cm ist teils nur 10-20 % der nutzbaren Feldkapazität (nFK) vorhanden und somit das Pflanzenwachstum stark bedroht. Die braunen Farben signalisieren dies. Außerdem zeigt die Grafik den doch sehr begrenzten Nutzen unergiebiger Regenfälle. Am 05.08. fielen rund 9 l/m² in Schwerin (siehe blauer Balken, obere Grafik). Die entsprechenden Auswirkungen auf das Bodenfeuchteprofil zeigt dann die untere Grafik. In den obersten Bodenschichten, bis etwa 20 cm, verdeutlichen die ins gelbe gehenden Farbtöne eine leichte Entspannung der Trockenheit, doch tiefer ist das Regenwasser nicht vorgedrungen. Mit Sonnenschein, Wind und geringer Luftfeuchte wird dieser Effekt in den nächsten Tagen rasch verschwinden und auch der Oberboden trocknet wieder ab. Nicht nur die reine Niederschlagsmenge ist entscheidend, sondern v.a. auch die Verdunstungsrate.

Quelle: https://www.dwd.de/DE/leistungen/bodenfeuchte/bodenfeuchte.html

Auch die folgenden Karten des Bodenfeuchteviewers sprechen eine ähnliche Sprache. Schauerartige Niederschläge der Größenordnung 5-20 l/m² haben zum Donnerstag/Freitag (04.08.) die kurze aber knackige Hitzewelle beendet und strichweise in MV für eine deutliche Zunahme der Bodenfeuchte bis 10 cm Bodentiefe gesorgt. Dazu beachte man die grünen Färbungen auf der linken Karte vom 06.08.2022. Grün bedeutet „ausreichende“ bis „gute“ Wasserversorgung. Die rechte Karte mit der Bodenfeuchte im Bereich 20-30 cm sieht dagegen genauso aus, wie die Tage zuvor. Überwiegend braune Farben verweisen auf Trockenstress der Pflanzen.

Quelle Bodenfeuchteviewer: https://www.dwd.de/DE/fachnutzer/landwirtschaft/appl/bf_view/_node.html

Das Grundprinzip dahinter: In der Tiefe reagiert der Boden nur träge und verzögert auf Wetter­umschwünge. Es dauert einige Zeit, bis das Regenwasser in die unteren Schichten durch­dringt und der Boden auch in zwei Metern Tiefe ausreichend Wasser gespeichert hat, um zum Beispiel tief wurzelnde Bäume zu versorgen. Bei zu geringen Mengen oder kurzem Platzregen mit oberflächigem Abfluss ist gar kein Effekt in tieferen Schichten vorhanden. Weitaus schneller und häufiger spiegelt sich das aktuelle Wetter im oberen Boden wider. 

Um nachhaltig die Trockenheit zu lindern und das Defizit abzubauen, was bereits seit Jahren besteht und „mitgeschleppt“ wird, sind ergiebige flächendeckende Niederschläge nötig. Ein Regentag und danach wieder wochenlang Sommer- und/oder Hochdruckwetter mit nur lokalen Schauern ist da keine Hilfe. Auch nasse Phasen im Herbst/Winter sind nicht der Bringer, wenn dann in der warmen Jahreszeit, sprich in der Vegetationsperiode, die Niederschläge ausbleiben.

Nun geht es vorerst in eine lange Periode mit sonnigen und warmen Sommertagen, zum Ende der Woche sind auch Hitzetage zu erwarten.

Hinterlasse einen Kommentar

Emsvechtewetter.de

Dein Wetter für das Emsland und die Grafschaft Bentheim

Wetter- und Outdoorblog

Blog über das Wetter und die Umgebung in Villach

ERSTES SEEBAD

Sommerfrische seit 1793.

Radelnder uHu

Fotografie, Radeln und Reisen

Pausenraum Rostock

Beiträge vom Ufer der Warnow

Hausgemachtes

in den Wind geschrieben

Schewski Media

Fotograf, Blogger, Storyteller

hafensonne

beobachtungen aus rostock

Meteo Error

ein Medienwatchblog, dessen Schwerpunkt auf der Darstellung meteorologischer Sachverhalte in den Medien liegt.

Wetterstation Brachwitz

Privater Wetter- und Klimainformationsdienst für MV mit umfangreichem Datenarchiv

Die Reise um die Wetterwelt

Wetter, Klima, Auswertungen, Schulungen/Vorträge, Fernweh...

Wetter Osterzgebirge

Wetter und Naturfotografie in Dresden, der Sächsischen Schweiz, dem Osterzgebirge und Umgebung

Wetter, Sturm, Gewitter und Natur/Klima

Dieser Blog legt den Fokus auf Sturm- und Orkanwetterlagen, sowie Gewitter und Starkregen/Unwetterlagen. Dazu wird ein Archiv zwischen den aktuellen Wetterthemen mit vergangenen Stürmen und Unwetterlagen bereit gestellt. Es wird auch auf die folgen von Stürmen auf den Forstbestand- und der Umwelt eingegangen. Die Hydrologie spielt z.b. bei Starkregenfällen und Hochwasserschutz im Zusammenhang mit dem Klima eine große Rolle, weshelb auch zur Hydrologie und Klimatologie Beiträge erfolgen werden.

Das Kochkollektiv NeptunΨOstsee

Wir kochen & versorgen - Veranstaltungen, Reisen, Festivals, Märkt und Kochkurse

Strelitzius Blog

Gemeldet, glossiert & gekocht

Fichtelberg im Erzgebirge und Umgebung

Wetter und Landschaft auf Sachsens höchstem Gipfel

Wesersollingwetter

Ein Wetterblog für das Oberwesertal und den Solling

Wettermagazin Lausitz

Wetterstatistiken und Klima für die Region