Stabiles Hochdruckwetter nun schon mit kurzen Unterbrechungen seit Anfang Mai. Der Atlantik ist weitgehend abgeriegelt durch ein sich ständig regenerierendes Hochdruckgebiet mit Schwerpunkt über der Nordsee und den Britischen Inseln, zeitweise bis nach Skandinavien.
Durch diese sogenannten „Blockierungen“ im Bereich Nordmeer/Skandinavien (normalerweise greifen regenbringende Tiefs von Westen vom Atlantik her über) überwiegen je nach Ausrichtung N/NW-Winde mit Einbezug etwas feuchterer/kühlerer Luft von der Nordsee oder nordöstliche bis östliche Strömungsverhältnisse und der Zustrom von überwiegend trockener Festlandsluft. So oder so bringt die Konstellation aber keine Niederschläge, da das Hoch permanent zu nah ist und Absinken der Luftmassen dominiert, was Wolkenbildung weitgehend unterbindet.
Hier 2 Isobarenkarten beispielhaft für die Wetterlage der letzten Tage. Links: Hochdruckrandlage mit NW-Strömung, rechts Hochdruckrandlage mit NO-Strömung:


Es sieht vorerst so aus, als setzt sich die diesjährige Frühjahrszirkulation auch im Juni nahtlos fort. Mittel- bis langfristig stellt sich immer wieder die gleiche Frage: Wird der Hochdruckblock im Norden und Nordwesten Europas mal von schwüler Schauer- und Gewitterluft verdrängt, zum Beispiel durch Höhentiefs von Osten her unterwandert?
Letztendlich sind aber Langfristvorhersagen immer mit Vorsicht zu genießen, da diese lediglich einen mittleren Zustand der atmosphärischen Bedingungen beschreiben. Abweichungen davon, auch über einen längeren Witterungsabschnitt sind daher durchaus möglich.
Durch die fehlenden Niederschläge wird Trockenheit bereits immer mehr ein Thema. Nach einem zumindest noch durchschnittlich nassem April fiel der Mai extrem niederschlagsarm aus. Es war mit ca. 11,5 l/m² im Landesmittel von Mecklenburg-Vorpommern der zweittrockenste Mai seit Aufzeichnungsbeginn 1881. Nach langjährigem Klimamittel wären etwa 51 l/m² normal für den fünften Monat des Jahres.
Trockenste Orte MV im Mai 2023 (in Klammern: Prozent vom Sollwert/Klimamittel)
2,0 l/m² (3 %) Feldberg/Mecklenburg
2,3 l/m² (4 %) Carpin-Serrahn
3,1 l/m² (6 %) Groß Lukow
3,3 l/m² (7 %) Demmin
3,5 l/m² (7 %) Schwinkendorf
Klimamittel Mai MV
1961-1990: 51,3 l/m²
1991-2020: 50,3 l/m²
Vom Großraum Rostock bis zur Seenplatte fielen lokal nur 2-5 l/m². Die Karte zeigt die Verteilung über MV hinweg, rechts die Abweichung vom Klimamittel:


Vor allem in diesem Streifen verzeichneten einzelne Stationen sogar Trockenrekorde für Mai, so zum Beispiel Demmin mit Messreihe seit 1914:
| 3.3 mm | 2023 |
| 5.2 mm | 1989 |
| 5.3 mm | 2018 |
| 7.5 mm | 1943 |
| 7.8 mm | 1978 |
In der Hansestadt Greifswald war es zusammen mit 1974 der zweittrockenste Mai in der Niederschlagsmessreihe seit 1891:
| 3.2 mm | 1989 |
| 4.9 mm | 1974 |
| 4.9 mm | 2023 |
| 5.7 mm | 1943 |
| 7.8 mm | 1977 |
Man kann fast von Glück reden, dass die Temperaturen sich im April und Mai im durchschnittlichen Bereich bewegten und es auch einige ziemlich kühle Phasen gab. Bisher hat es je nach Region innerhalb von MV maximal 2 Sommertage mit Werten von mindestens 25°C gegeben. Teilweise in Vorpommern sowie abschnittsweise an der Küste hat es noch gar keinen Sommertag gegeben.
In der oberen Bodenschicht bis 10 cm Tiefe ist praktisch keine Feuchtigkeit mehr vorhanden und es besteht starker Trockenstress für die Pflanzen. Erst ab etwa 40 cm Tiefe ist die Wasserversorgung noch ausreichend. Die folgenden Grafiken verdeutlichen das für den Erdboden unter Gras:


Das Verfolgen der Berechungen der Wettermodelle macht leider auch kaum Hoffnung auf eine Umstellung der Wetterlage. Auch die nächsten 10 Tage bleiben wohl weitgehend oder sogar komplett trocken. Zudem steigt das Temperaturniveau an und die Sonne scheint oft von früh bis spät.

Die Trockenheit wird sich somit weiter verschärfen. Mancherorts gilt bereits aktuell die höchste Waldbrandgefahrenstufe 5, so z.B. im LK Vorpommern-Greifswald.

