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Trockenheit dauert an – seit Anfang Februar regional nur 15 l/m² – neuer Minimumrekord für 3-Monatszeitraum

Im diesjährigen Frühjahr dominiert aus wettertechnischer Sicht ein Thema: Die rekordträchtige andauernde Trockenheit. Seit Anfang Februar hat es im Flächenmittel von Mecklenburg-Vorpommern lediglich etwa 31 l/m² Niederschlag gegeben. Nach langjährigem Durchschnitt wären vom 01.02.-30.04. 115-120 l/m² zu erwarten, das Defizit ist also enorm. Der nun mit dem April zu Ende gehende 3-Monatszeitraum ist sogar der trockenste im Bundesland seit Beginn flächendeckender Messungen im Jahr 1881. Das steht bereits fest, da bis Monatsende bei der sich festigenden Hochdruckwetterlage kein Regen mehr fallen wird. Grund genug sich die Zahlen detaillierter anzusehen, historisch einzuordnen und auf meteorologische Ursachen der Niederschlagsarmut einzugehen.

(1) Trockenste Regionen in MV

Am ausgeprägtesten ist die Trockenheit im Nordwesten von Mecklenburg. Hier gibt es Orte, die seit 01. Februar gerade einmal 15 l/m² erhalten haben. Schon für einen Monat wäre das sehr wenig, als 3-Monatswert ist es extrem und verschwindend gering. Auch größere Städte wie Wismar und Schwerin liegen im Bereich der niedrigsten Niederschlagsmengen. Eine nennenswerte Tagessumme von mindestens 5 l/m² gab es in der Landeshauptstadt zuletzt am 25. Januar!

Überhaupt sind für den Westteil von MV lediglich 3 halbwegs erwähnenswerte Niederschlagsereignisse in den vergangenen 3 Monaten zu verzeichnen. Am 30. März brachte ein Randtief mit Zentrum über Dänemark/Schweden ein flächiges Regenband und nachfolgende Schauer mit immerhin verbreitet 5-10 l/m², im Bereich der Seenplatte lokal bis 20 l/m². Danach reichte es am Ostersamstag (18. April) mit einem von SO hereindriftenden Höhentief für 1-7 l/m², am 21./22. April kam es lokal eng begrenzt durch Schauer/Gewitter zu ähnlichen Mengen. Ansonsten trat innerhalb von 3 Monaten nur hin und wieder etwas unergiebiges Getröpfel oder sporadische Schauer ohne wirklichen „Ertrag“ für die Böden bzw. die Natur auf.

Die Problematik betrifft grundsätzlich die ganze Region und auch angrenzende Bundesländer. Auch die nasseste Station innerhalb von MV im Zeitraum seit Februar hat mit 55 l/m² ebenso noch ein großes Niederschlagsdefizit. Kurioserweise handelt es sich dabei um Grambow-Schwennenz an der polnischen Grenze. Die östlichste Wetterstation hat somit am meisten Niederschlag registriert, obwohl im Mittel dort mit kontinentalerer Lage und weiterer Entfernung zur Nordsee/Atlantik im Durchschnitt weniger gemessen wird. Das ist ein Indiz für die vorherrschenden Wetterlagen in den letzten Wochen und Monaten.

(2) Meteorologische Einordnung

Um eine solche lang andauernde Trockenheit zu erreichen, muss eine starke Tendenz zu Hochdruckwetterlagen vorliegen. Seit Februar haben wir bis auf wenige Unterbrechungen eine „gestörte Zirkulation“. Hoher Luftdruck dominiert über Deutschland, dem Atlantik, Island und Südskandinavien. Die Hochdruckzone erstreckt sich somit im eigentlichen Hoheitsgebiet der atlantischen Frontalzone – die de facto nicht mehr existiert. Bis auf Weiteres ist auch nicht damit zu rechnen, dass sich die sonst übliche zonale Wetterlage wieder einstellt. Normalerweise verlagern sich Tiefdruckgebiete von Westen her über Deutschland nach Osten. Zurzeit haben wir es stattdessen mit überwiegend meridionalen Wetterlagen zu tun, durch den stabilen Hochdruckblock werden Tiefs weit nördlich über den Polarkreis Richtung Baltikum und Osteuropa umgelenkt oder tummeln sich im Mittelmeerraum und auf dem Balkan. Bei uns können sich so zwar auch zeitweise Störungen in Form von Nord nach Süd bzw. Süd nach Nord ziehenden Höhentiefs einschleichen und die Hochdruckzone unterwandern, insgesamt ist aber nicht viel zu erwarten. Stattdessen zeigte sich seit Februar eine starke Erhaltungsneigung der blockierenden Hochs, welche sich immer wieder neu regenerierten und zudem auffallend geringe Luftdruckgegensätze (kaum Wind). Wir befanden uns zeitweise gar im „Wetterniemandsland“. Es passierte so gut wie nichts, meist stellte sich nur die Frage nach mehr oder weniger Bewölkung, warnrelevante Parameter spielten fast gar keine Rolle, am ehesten noch dichter morgendlicher Nebel.

Nach einer kurzen wechselhaften Periode in der Osterwoche mit ein paar kleinen Tiefs im Wettergeschehen, welche regional durchaus ergiebigen Regen in Deutschland gebracht haben, uns in Mecklenburg-Vorpommern aber leider weitgehend ausgespart haben, hat sich nun ein neuer Hochdruckblock aufgebaut.

Die Gegenüberstellung der Isobarenkarte vom 02. April und aktuell vom 25. April zeigt jeweils die ausgedehnte Hochdruckzone. Anfang des Monats war es „NOEMI“, nun bestimmt „PETRA“ das Wettergeschehen. Die Auswirkungen sind jedoch vergleichbar: Viel Sonnenschein, kaum Wind und eine insgesamt eher kühle Luftmasse. Die Tiefs werden um die Hochs weit weg von uns herumgeführt. Die Karten zeigen sie zum Beispiel über Nordskandinavien, Osteuropa und Richtung Balkan.

(3) Historisch: Trockenrekorde auf 3-Monatsbasis

Das folgende Diagramm zeigt fortlaufend von 1881 an den summierten Niederschlag über 3 Monate hinweg. Die Auswertung ergab: Noch nie seit Aufzeichnungsbeginn war ein dreimonatiger Zeitraum auf dem Gebiet von Mecklenburg-Vorpommern so trocken wie der aktuelle von Februar bis April 2025. Es läuft auf etwa 31 l/m² hinaus. Die bisherige Rekordmarke waren 39 l/m² vom Dezember bis Februar 1946/47. Unter 50 l/m² auf 3-Monatsbasis gab es zuletzt 1996. Der Durchschnitt für drei aufeinanderfolgende Monate liegt bei etwa 150 l/m².

Zusätzlich ist für Schwerin seit 1876 die Niederschlagsmenge im Zeitraum Februar-April für jedes Jahr ausgewertet worden. Auch hierbei offenbaren sich die außergewöhnlichen Dimensionen der Trockenheit. In der lückenlosen fast 150-jährigen Messreihe der Landeshauptstadt lag das bisherige Minimum vom 01. Februar bis 30. April bei 44 l/m² (1883). In diesem Jahr wird dieser Wert sehr deutlich unterboten und mit lediglich 18,5 l/m² ein neuer Rekord verzeichnet! Außerdem zum Vergleich: Im Vorjahr waren es satte 180 l/m², die Unterschiede sind teils riesig.

Die Aussichten machen kaum Hoffnung auf ein baldiges Ende oder zumindest nennenswertes Abschwächen der Trockenheit. Bis Anfang Mai hält das nächste Hochdruckbollwerk, danach gibt es Anzeichen für Tiefdruck über Skandinavien und eine wechselhafte, feuchtere NW-Lage. Doch diese Entwicklung ist längst noch nicht gesichert. Das Niederschlagsdefizit, welches sich über Wochen sukzessive aufgebaut hat, lässt sich schwerlich in kurzer Zeit ausgleichen beziehungsweise aufholen. Und sollte es durch Starkregen zum Beispiel mit einer Gewitterlage gelingen, so wäre das statistisch zwar gleich zu bewerten, für Natur, Gärten und Landwirtschaft jedoch auch alles andere als optimal.

Die Grafik für Wismar zeigt den diesjährigen Verlauf der aufsummierten Jahresniederschlagssumme seit 01. Januar (schwarze Linie) im Verhältnis zum langjährigen Klimaverlauf 1991-2020 (graue Linie). Die Differenz ist in blau („zu nass“) oder braun („zu trocken“) dargestellt. Zu Beginn des Jahres im Januar lag die 2025er-Summe zunächst leicht über dem Mittel. Das Jahr begann also recht niederschlagsreich, doch schon im Laufe des Januars und dann deutlich ausgeprägt ab Februar rutschte die Jahressumme unter den langjährigen „Sollwert“. Aktuell mit Stand 24. April fehlen in der Hansestadt um die 100 l/m² bis zu einem durchschnittlichen Niveau (66,6 l/m² vs. 168,2 l/m² für 1991-2020).

Quelle: Kachelmannwetter, Klimavergleichs-Tool => https://kachelmannwetter.com/de/klimavergleich/2807465-wismar#kvgl__current__RR24h__5624__5624__91_20

(4) Bodenfeuchte

Die Feuchtigkeit im Boden ist trotz der historischen Niederschlagsarmut noch nicht dramatisch gering. Zum einen zehren die tiefen Bodenschichten noch von sehr nassen Monaten/Perioden im letzten Jahr, der 12-Monatszeitraum Juli 2023 bis Juni 2024 war regional rekordnass, zum anderen hat die Vegetationsperiode im Frühjahr nun erst begonnen, insbesondere im Februar/März konnte die Feuchtigkeit noch ganz gut konserviert werden. Die Verdunstungsraten waren zudem noch nicht so hoch. Die Oberböden trocknen allerdings mittlerweile fortwährend immer mehr aus, die Niederschläge rund um Ostern konnten nur wenig bewirken. Entscheidend für den Ackerbau werden die nächsten Wochen sein.

Der Bodenfeuchteviewer des Deutschen Wetterdienstes zeigt für bis zu 10 cm Bodentiefe vor allem im westlichen Mecklenburg leichten Trockenstress. Ansonsten scheint die Wasserversorgung noch im einigermaßen grünen Bereich. Gut zu erkennen auch die üppig gewässerten Regionen in Mitteldeutschland durch ergiebige Regenfälle zu Ostern beziehungsweise am 23./24. April.

Quelle: https://www.dwd.de/DE/fachnutzer/landwirtschaft/appl/bf_view/_node.html

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