
Bildquelle: WetterOnline , https://www.wetteronline.de/wetternews/erster-schnee-im-nordosten-kurze-weisse-winterueberraschung-2009-11-04-mv
Am frühen Morgen des 04. November 2009 ahnte kaum jemand, dass wenige Stunden später eine mehrere Zentimeter hohe Schneedecke die Landschaft einhüllen würde. Selbst einige Wettermodelle und Vorhersagedienste hatten den frühen Wintereinbruch nicht auf dem Schirm und prognostizierten lediglich vorübergehenden Schneeregen.
Am Rande von Hoch „Antonia“, mit Schwerpunkt über dem Westen Russlands anzutreffen, sickerte mit östlichen Winden beginnend am 3. im äußersten Nordosten bodennah polare Kaltluft von Polen ein. Die gleichzeitig nordostwärts vorankommende Okklusion von Tief „Cassen“ stellte eine Luftmassengrenze da (zog in die Kaltluft hinein) und lieferte die notwendige Hebung sowie Feuchtigkeit für den ersten Flachlandschnee der Wintersaison. In Goldberg fielen stolze 13 cm Neuschnee innerhalb von zwölf Stunden, Rostock und Greifswald meldeten am Abend des 04. November jeweils 7 cm. Beachtlich war, dass ein Großteil des Schnees tagsüber fiel und liegenblieb. Noch am Morgen bewegten sich die Lufttemperaturen in Mecklenburg-Vorpommern im leichten Plusbereich, doch mit Ostwind wurde zunehmend kältere Luft aus Polen advehiert und zudem wirkte die Niederschlagsabkühlung, sodass die Werte zum Mittag weiter sanken und teils unter den Gefrierpunkt absackten.

Quelle: https://kachelmannwetter.com/de/messwerte/mecklenburg-vorpommern/schneehoehen-tag/20091105-0600z.html

Quelle: https://kachelmannwetter.com/de/messwerte/mecklenburg-vorpommern/temperatur/20091104-1300z.html
Die Krux für die Meteorologen bestand bei dieser Wetterlage darin, abzuwägen wie schnell die bodennahe Kaltluft gen Osten abgedrängt wird. Die meisten Dienste sind die Mild- bzw. Regenschiene gefahren, doch die Front konnte sich nur langsam voran arbeiten und generierte zudem recht intensive Hebung (durch WLA, Warmluft gleitet auf Kaltluft auf) und somit mäßige Niederschläge als Schnee.
Das weiße Winterkleid hielt sich jedoch nicht lange, in der Nacht zum 05. suppte von Südwesten schließlich die feuchtmilde Luft ein und Tauwetter setzte sich durch. Am Mittag meldeten die Wetterwarten in Schwerin, Warnemünde und Greifswald noch Schneeflecken, am 06.11.2009 erinnerte nichts mehr an das verfrühte Winter-Intermezzo.
Ein beachtliches Ereignis war es dennoch, in der ersten Novemberdekade ist die Ausbildung einer Schneedecke mit über 10 cm als selten einzustufen. Im Durchschnitt kommen alle 18 Jahre solche Schneemengen bereits einmal Ende Oktober/Anfang November in Mecklenburg-Vorpommern vom Himmel.
Selbst direkt an der Ostseeküste, nämlich vom Darß über Warnemünde bis Kühlungsborn reichte es für einen winterlichen Anblick und Schneehöhen bis 8 cm. Das Ostseewasser war zwar wie gewöhnlich noch recht mild (8 bis 10°C), spielte aber keine Rolle, da diese Küstenabschnitte genau wie das Binnenland mit Ost-/Südostwind (ablandig) von einer kontinentalen Kaltluftmasse beeinflusst wurden. Somit ging der 05.11.2009 (Klimatermin um 07 Uhr ist maßgeblich, dort wird die Schneehöhe bestimmt) als drittfrühester Schneedeckentag an der Wetterwarte Warnemünde in die Statistik ein. Die Messreihe beginnt im Sommer 1946. Nur im Jahre 1966 konnten die Wetterbeobachter im Ostseebad zu einem früheren Zeitpunkt eine geschlossene Schneedecke vermelden, nämlich am 02. und 03.November.
Bilder vom Schnee aus MV:

Quelle: http://www.camping-alt-schwerin.de/webcam.html

Quelle: WetterOnline, Bild: Angela Langner

Quelle: WetterOnline, Bild: Reinhold Krakow