Nach Sturm Zeetje und der schweren Sturmflut präsentierte sich der Januar weiterhin „nordisch herb“.
Am 09. Januar kam es erneut zu einem Hochwasser, der Pegelhöchststand lag in Warnemünde bei 615 cm (1,15 m über normal) in einem langen Zeitraum von 11:15-12:45 Uhr, somit war der Scheitelpunkt relativ flach ausgeprägt. Durch das vorangegangene Sturmhochwasser, welches etwas unterschätzt wurde, waren viele Menschen in Alarmbereitschaft, doch diesmal passten die Prognosen besser und sowohl in Warnemünde als auch an der restlichen Ostseeküste gab es kaum Einschränkungen oder Schäden. Anhand der Pegelstände erfolgt die Einstufung als leichte (1-1,25 m über normal) bis mittlere (1,25-1,5 m über normal) Sturmflut.
Ausgelöst wurden die hohen Wasserstände durch eine Wetterlage, die Ähnlichkeit zu der vergangenen Woche aufwies. Ein kräftiges Tiefdruckgebiet, diesmal handelte es sich um „Benjamin“, zog vom Europäischen Nordmeer südostwärts über Schweden nach Nordpolen. Damit stellte sich über unserem Raum nach südwest- bis westlichen Winden am 08.01. eine kräftige Nordströmung an der Westflanke (Tiefs wirbeln entgegen dem Uhrzeigersinn) von „Benjamin“ ein. Die nördlichen Winde waren nicht sonderlich stark, es konnten allerdings gleichmäßig und lang anhaltend Mittelwinde von Bft 7 beobachtet werden, sodass viel Wasser in die westliche Ostsee gedrückt wurde.

Nach vorübergehender Wetterberuhigung stellte sich besonders am 14. Januar erneut Nordweststurm ein, die Mittelwinde bewegten sich im Bereich der Stärke 7-8 mit Böen 9-10. All das ist nichts, was einen „echten“ Ur-Warnemünder ins Staunen versetzt, ein Aufenthalt am Strand oder der Promenade war dennoch ungemütlich. Aufgrund des trockenen Sturmes ohne Niederschläge und zudem geringer Luftfeuchtigkeit in der eingeflossenen Polarluft kam es zu massiven Sandverwehungen.
Es folgt eine kleine Einordnung der Winddaten der Wetterstation Warnemünde (DWD):
Die mittlere Windgeschwindigkeit der ersten Januarhälfte 2019 (01.-15.01.) betrug im Ostseebad 9,4 m/s (34 km/h, Bft 5). Damit war die diesjährige eine der windigsten ersten Januarhälften seit Beginn regelmäßiger Windmessungen in Warnemünde (digitale Datensätze beginnen im Jahr 1954). Lediglich 1976 startete der Januar mit ähnlich viel Wind. Entscheidend dazu beitragen haben in den letzten Tagen die häufigen Nordwestlagen. Die Rostocker Küste gilt bei Winden aus Nordwest (um 300°) als exponiert und ist für hohe Windgeschwindigkeiten bekannt. Dafür sorgt nicht zuletzt die trichterförmige Windverstärkung des Fehmarnbelt („Düseneffekt“). Außerdem kann sich bei nordwestlicher Strömung ein recht großer Fetch (Wirklänge des Windes über Wasser) aufbauen, immerhin beträgt die Luftlinie über Wasser von der Flensburger Förde bis Warnemünde rund 180 km.
Hinzu kommt, dass auflandige Winde in der Regel aufgrund der geringeren Reibung über der offenen See ohnehin etwa 2 Windstärken höher liegen als ablandige Winde bei gleichem Druckgradient.
Sehr eindrucksvolle Bilder!
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Kann ich nur zustimmen. Gerade die Kombination Strand, Meer & Düne passt perfekt zum windigen Wetter.
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