
Während bevorzugt im Westen der Bundesrepublik in diesen Tagen bei Temperaturen von bis zu 21°C für die Jahreszeit extreme Wärme vorherrscht, zeigt das Thermometer im Nordosten und besonders im Ostseeraum keine allzu abnormalen Werte an.
Auch Mecklenburg-Vorpommern profitiert zwar vom seit dem Wochenende quasistationären Hoch „FRAUKE“, liegt aber eher ungünstig an der Nord- bis Ostflanke der ausgedehnten Antizyklone. Somit kommt die Strömung von Sonntagnachmittag an aus westlicher bis nordwestlicher Richtung (Die Luft zirkuliert auf der Nordhalbkugel im Uhrzeigersinn um das Hochdruckgebiet) und lenkt etwas kühlere und feuchtere Meeresluft nach Mecklenburg und Vorpommern. Besonders am gestrigen Montag, abschnittsweise auch heute am Dienstag, sorgten Feuchtefelder für tiefe Stratusbewölkung und zudem dichten Seenebel an der Ostsee. Ein typisches Szenario bei derartiger Hochposition im zeitigen Frühjahr bzw. Spätwinter, wenn die Meere noch winterkalt sind, die Landluftmassen sich bei höherem Sonnenstand und milder Höhenluft jedoch schon stark erwärmen können. Strömt feuchtmilde Luft auf die kalten Wasserflächen der Ostsee, kühlt sie schnell ab und kondensiert. Gefährliche Seenebelfelder mit Sichtweiten unter 100 Metern können die Folge sein. Nicht immer wird der Seenebel gen Küste gesteuert, oftmals verbleibt er auf der offenen See oder betrifft nur wenige Küstenstreifen.
Da durch die großräumige Druckverteilung gestern und heute bereits küstenparallele bis auflandige Winde vorherrschten, erreichte jedoch ausgehend von den dänischen Seegebieten auch Warnemünde am Montagmorgen eine feuchte „Suppe“. Vorrübergehend betrug die Sichtweite am Strand nur 50-80 Meter. Meist reicht der Küstennebel nur wenige Hundert Meter ins Land hinein, wo ihm dann die „Nahrungsgrundlage“ fehlt und die Strahlungswärme sofort für Verdunstung sorgt. Die Lufttemperaturen liegen bei solchen Nebeleinbrüchen von See her unmittelbar an der Küste kaum über dem Niveau der Wassertemperatur. Die Unterschiede zum Binnenland können ungeahnt groß ausfallen, am heutigen Tag (26.02.) lagen die Werte beispielsweise um 15:30 Uhr in MV zwischen 3°C auf Hiddensee und 14°C in Boizenburg an der Elbe im äußersten Südwesten Mecklenburgs. Aber selbst im Ostseebad Boltenhagen (Nordwestmecklenburg) erreichte die Luft am Nachmittag immerhin 13°C. Grund dafür: An diesem Küstenabschnitt fehlte der Seenebel und es herrschte eine ablandige Windströmung vor (vom Land zur Ostsee gerichtet), sodass das kalte Meereswasser keine Rolle spielte.

https://kachelmannwetter.com/de/messwerte/mecklenburg-vorpommern/temperatur/20190226-1500z.html
Gibt es eigentlich eine Statistik zum Seenebel? Wie oft kommt es pro Jahr zu Seenebel?
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Eine „amtliche“ Statistik zum Seenebel existiert meines Wissens nicht. Eine Auswertung anhand der digitalen Warnemünder Beobachtungsdaten ist schwierig, da nur das Ereignis Nebel mit einer Kennziffer verschlüsselt wird, nicht jedoch der Nebeltyp. Da müsste man dann eine Einzelfalluntersuchung nach Blick auf die Wetterlage und andere Parameter machen.
Ich habe mal für das vergangene Jahr 2018 in meine privaten Beobachtungen geschaut und 6 Seenebeltage aus den insgesamt 22 Nebeltagen in Warnemünde herausgefiltert. Besonders nach eisigen Wintern, wenn das Wasser der Ostsee noch lange sehr kalt ist und gleichzeitig bereits zeitig im Frühjahr Warmluftzufuhr aus Süden erfolgt, nebelt es häufig von der See kommend ein. Die größte Wahrscheinlichkeit besteht in den Monaten März bis Mai, wobei die vorpommersche Küste (besonders Hiddensee, Ostküste Rügen) generell häufiger von Seenebel betroffen ist, als die mecklenburgischen Abschnitte.
Ein interessantes Thema, vielleicht schreibe ich demnächst dazu nochmal einen Beitrag!
Beste Grüße, Jonas
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Dankeschön für die schnelle Rückmeldung & die Informationen zum Thema Seenebel 🙂
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