Klimadaten & Rekorde Rückblicke und Analysen

Die spätesten Schneefallereignisse in der Wettergeschichte von M-V / Wenn der Winter mitten im Frühling vorbeischaut

Warnemünde am Morgen des 25.April 2016 – nach kräftigen Schnee- und Graupelschauern

Nach dem insgesamt sehr unwinterlichen Februar kommen bei teils zweistelligen Höchsttemperaturen aktuell tagsüber schon ein paar Frühlingsgefühle auf. Die Umstellung weg vom „Wintermodus“ scheint bereits vollzogen. Wer denkt momentan noch ernsthaft an Schnee?

Dabei kann selbst Ende April und sogar im Mai einströmende Polarluft noch „winterliche“ Schauer produzieren, welche dann teilweise als Schnee oder Graupel niedergehen. Dies dann meist zur Überraschung vieler Menschen, rechnen doch die Meisten nach ersten warmen, vielleicht gar schon sommerlichen Tagen nicht mehr mit Frost und Schneefall. Allerdings sind derartige Kälterückfälle im Frühjahr nicht ungewöhnlich. Nach den langjährigen Mittelwerten der Wetterwarte Warnemünde für die Periode 1981-2010 fällt an 2 Tagen im April Schnee und einmal in 10 Jahren bildet sich auch eine Schneedecke aus.

Blickt man in die seit 1947 lückenlose Beobachtungsreihe des Ostseebades, trat in 47 von den 77 Jahren (61 %) der letzte Schneefall erst im April auf, im Jahre 1957 und 1979 gar erst im Mai. In seltenen Fällen kann sich bei „Frühlingsschneefällen“ sogar noch eine richtig hohe Schneedecke ausbilden. Am 14. April 1966 konnten die diensthabenden Wetterbeobachter im Ostseebad eine Schneehöhe von 20 cm messen. Vier Jahre später, am 11. April 1970, lagen 14 cm Schnee.

Quelle: Kachelmannwetter, https://kachelmannwetter.com/de/messwerte/mecklenburg-vorpommern/schneehoehen-tag/19700411-0600z.html

Der bestehende Trend zu immer weniger Tagen mit Schneefall und Schneedecke im Winter bedeutet übrigens nicht, dass der letzte Schneefall tendenziell zu einem früheren Zeitpunkt auftritt.


Die spätesten Schneefalltage in Warnemünde seit 1947
05. Mai 1957
01. Mai 1979
29. April 1970 und 1971

Die frühesten letzten Schneefalltage in Warnemünde seit 1947
08. Februar 1974
14. Februar 2014
15. Februar 1953

Die spätesten Tage mit messbarer Schneedecke in Warnemünde seit 1947
25. April 2016 – 2 cm
24. April 2016 und 1981- jeweils 1 cm
18. April 1966 – 2 cm

Der späteste sicher dokumentierte Tag mit Schneeflocken innerhalb der Hansestadt Rostock ist der 13. Mai 1927. Die späteste geschlossene Schneedecke (zum morgendlichen Klimatermin um 08 Uhr) datiert auf den 29. April 1919 (7 cm).

Im vorletzten Jahr fielen die finalen Schneeflocken des Winterhalbjahrs in Warnemünde schon am 24. Februar und damit sehr früh. 2023 war der 28. März der letzte Schneefalltag. Sollte in dieser Saison keine Flocke mehr folgen, so wäre der 09. Februar der sehr frühe letzte Tag mit Schneefall. Doch der potenziell mögliche Zeitraum (nämlich bis in den Mai herein) ist noch lang.


Erweitert man die Untersuchungen auf das ganze Bundesland Mecklenburg-Vorpommern, lassen sich noch extremere Ereignisse finden.

Der allerspäteste jemals registrierte Schneefall auf dem Gebiet des heutigen M-V stammt vom 03. Juni 1962 (beobachtet an der Wetterwarte Greifswald). Der meteorologische Sommeranfang war damals eher ein gefühlter Winteranfang, denn auch in den Tagen und Wochen zuvor wurde immer wieder Schnee im Niederschlag beobachtet (11./18.05. und 01.06.1962).

Ein weiteres sehr spätes Schneefallereignis war am 22. Mai 1955. An den Wetterstationen Marnitz, Goldberg und Greifswald wurden an diesem Tag Schneeflocken gemeldet. Die Höchsttemperaturen fielen mit 8 bis 11 Grad für Mitte/Ende Mai sehr dürftig aus.

Meck-Pomm-Stationen mit Schneefallmeldung sind außerdem für den 23. Mai 1867 und 21. Mai 1840, den 20. Mai 1883, den 19. Mai 1900 (verbreitet im ganzen Land), den 17. Mai 1941 und 13. Mai 1927 verzeichnet. Am 11. Mai 1978 blieb der Schnee sogar liegen und zum morgendlichen Klimatermin konnten bis zu 4 cm im mittleren Mecklenburg und in Nordvorpommern gemessen werden.

Der 11. Mai 1978 ist der späteste Schneedeckentag seit mindestens 1881 in MV: In Tessin werden 4 cm gemessen.
Quelle: https://kachelmannwetter.com/de/messwerte/mecklenburg-vorpommern/schneehoehen-tag/19780511-0600z.html

Besonders die ältere Generation wird sicher noch Erinnerungen an den Schneekatastrophenwinter 1978/79 haben. Nach diesem Winter gab es nicht nur einen weiteren sehr späten Schneefalltag im Nordosten (01. Mai 1979), vor allem war bemerkenswert, wie lange es gedauert hat, bis die riesigen Schneeberge im Land restlos abgetaut waren.

Massiv betroffen von den beiden Blizzards zum Jahreswechsel und im Februar 1979 war die Insel Rügen. Der während den starken Schneefällen tobende Sturm türmte meterhohe Schneewehen auf, die bis weit ins Frühjahr hinein die Straßen säumten.

Im Norden der Insel, bei Nardevitz, verschwanden die letzten Schneereste erst am 07. Juni 1979. Der Wetterdiensttechniker Theodor Müller aus Anklam unternahm am 01. Mai 1979 im Schneefall eine Fahrt nach Rügen und begab sich auf die Spuren der Winterkatastrophe. Eine später erhaltene Postkarte eines Insulaners informierte ihn, dass tatsächlich erst an jenem 07. Juni die gewaltigen Schneemassen in schattigen und geschützten Tallagen restlos abgetaut waren.

Quelle: Müller, T. (2006). Klima-Journal für Vorpommern: Wetter, Witterung, Klima, Messungen und Beobachungen seit 1879 bis 2006 in Greifswald; ein Handbuch für die Praxis. Cumulus-Verlag.

Es wird deutlich: Beim Wetter gibt es (fast) nichts, was nicht schon einmal dagewesen ist. Der März startet nun erstmal mild, doch mit polaren Kaltlufteinbrüche wird im Verlauf des Monats noch zu rechnen sein. Es deuten sich Ost-/NO-Wetterlagen an. Dazu unter Hochdruck aber wahrscheinlich überwiegend trocken. Doch mehr als 10 Tage lässt sich auch grob kaum in die Zukunft blicken. Schnee bleibt so oder so noch möglich.

Auch anhand der in diesem Bericht angeführten Ereignisse wird deutlich, dass dies nicht ungewöhnlich wäre und es in der Vergangenheit noch weitaus spätere „Winterrückfälle“ im Frühling gegeben hat.

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