Rückblicke und Analysen

Gewitterbilanz vom Dienstag

Abgebrochene Äste blockierten den Radweg in der Warnemünder Parkstraße.

Den ein oder anderen dürfte es bereits in der Nacht zum Dienstag aus dem Schlaf gerissen haben. Einige Gewitterzellen sind in feuchtlabiler Luft von Süd nach Nord über das Land gezogen. Betroffen war eine Zone von der Müritz bis nach Rostock und Fischland-Darß. Genau diese Region stand auch tagsüber wieder besonders im Warnfokus.

Nachdem die nächtlichen Gewitter in den Morgenstunden über die Ostsee Richtung Dänemark abgezogen waren, setzte sich verbreitet die Sonne durch. Abkühlung stellte sich nicht ein, die Gewitterschauer wirkten wie ein Aufguss in der Sauna, die Luft war nun deutlich schwüler. Ein Luftmassenwechsel hatte nicht stattgefunden, die Zutaten für teils unwetterartige Entwicklungen waren gegeben: Mit der intensiven Einstrahlung wurde im Tagesverlauf viel potenzielle Energie in der labilen Luft aufgebaut (ML-CAPE: 1000-1700 J/kg), zudem lagen die PPW-Werte (atmosphärisches Niederschlagswasser) bei bis zu 40 mm. Dieser hohe Wert sprach dafür, dass schnell warnrelevanter Starkregen auftreten kann. Niedrigere Scherungswerte ließen dagegen keinen hohen Organisationsgrad der Gewitter vermuten (eher kurzlebige Zellen, kleinräumig). Die nur schwache Strömung hat eine geringe Verlagerungsgeschwindigkeit der Konvektion zur Folge gehabt, sodass an manchen Orten große Niederschlagsmengen zustande kamen, während wenige Kilometer entfernt kaum ein Tropfen fiel.

Bevor es am frühen Nachmittag mit ersten kleinen Popcorn-Gewittern in den südlichen Landesteilen losging, meldeten die Wetterstationen im Land heiße Temperaturen von 31 bis knapp 35°C (siehe Hitliste weiter unten). Auch an einigen Küstenabschnitten reichte es mit ablandigem Wind für einen „Heißen Tag“ (Tmax mind. 30,0°C). Beispielsweise in Warnemünde lag der Höchstwert bei 32,7°C.

Gegen 15:30 Uhr näherten sich erste Gewitter von Süden her der Hansestadt Rostock, zogen letztendlich jedoch knapp westlich des Stadtgebietes über Bad Doberan an die Küste von Heiligendamm und Kühlungsborn. Die Zelle wurde von heftigem Starkregen, Sturmböen (Heiligendamm 81,5 km/h) und zeitweise wohl auch kleinem Hagel begleitet.

Hagelgrößen nach Radarauswertung- LK Rostock 15:45-16:45 Uhr

Quelle: https://kachelmannwetter.com/de/hagel/rostock/hagel-1km-1std/20190827-1445z.html

Nach Abzug dieses Komplexes über die Ostsee lockerte der Himmel im Raum Rostock wieder auf. Weiterhin war es schwülheiß mit Temperaturen um 32°C. Etwa 17 Uhr brodelte es erneut und direkt über der Südstadt ploppte eine sehr intensive, aber örtlich begrenzte Gewitterzelle auf. Diese produzierte mehrere starke Erdblitze, welche u.a. im Hansaviertel einschlugen. Unter Abschwächung zog dieses Gewitter nach Nordwesten ab.

Blitzortung 17:00 bis 17:10 Uhr- Rostock Innenstadt

Quelle: https://kachelmannwetter.com/de/blitze/rostock-stadt/20190827-1510z-20190827150978100008441.html

Das Unwetter, welches gestern für zahlreiche Überflutungen und Sturmschäden sorgte, erreichte gegen 17:50 Uhr den Osten von Rostock. Der Aufzug war imposant anzusehen, eine schwarze Wand mit Böenfront arbeitete sich von Südost nach Nordwest über die Hansestadt. Dabei wurden Sturmböen bis hin zu orkanartigen Böen registriert. Der Niederschlag erreichte für einige Minuten extreme Intensitäten, etwa 15 Minuten dauerte der Starkregen und alleine in dieser sehr kurzen Zeit fielen bis zu 15 Liter pro Quadratmeter. In den östlichen Stadtgebieten und angrenzenden Gemeinden (z.B. Rövershagen) summierten sich bis zum späten Abend durch mehrere Gewittertreffer sogar über 50 l/m².

Der Blick auf die 24-stündigen Niederschlagsmengen in MV vom 27.08.

Abgesehen von den Gewittern in Rostock und Umland lagen die Hotspots mit punktuell ebenfalls um 50 l/m² bei Schönberg in Nordwestmecklenburg sowie nördlich von Waren (Müritz). Diese Mengen entsprechen einem Großteil des normalen Augustniederschlags (je nach Region etwa 55 bis 65 l/m²).

Quelle: https://kachelmannwetter.com/de/regensummen/mecklenburg-vorpommern/niederschlagssumme-24std/20190827-2050z.html

Messwerte vom 27.08.2019 aus Mecklenburg-Vorpommern

Spitzenböen
106 km/h Rostock-Hinrichsdorf (MG)
81 km/h Heiligendamm (MG)
80 km/h Laage/Flugplatz (BW)
76 km/h Warnemünde (DWD)
67 km/h Bastorf-Kägsdorf (DWD)

Niederschlagsmengen
48,3 l/m² Rostock-Hinrichsdorf (MG)
35 l/m² Rostock-Gehlsdorf (privat)
28,3 l/m² Groß Lüsewitz (DWD)
26,4 l/m² Graal-Müritz (DWD)

Höchsttemperaturen
35,2°C Demmin (MG)
34,7°C Luckow-Rieth (MG)
34,4°C Penkun/Vorpommern (MG)
34,1°C Ueckermünde (DWD)
33,9°C Tribsees (DWD)

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