
Zum ersten Oktoberwochenende stellte sich eine nordöstliche Strömung ein, mit welcher Luftmassen polaren Ursprungs nach Mecklenburg-Vorpommern geleitet wurden. Die Temperaturen erreichen tagsüber nur noch 10 bis 12°C und lagen somit etwa 3 bis 4°C unterhalb des Klimamittels der Periode 1961-1990. In der Nacht zum Sonntag sanken die Tiefstwerte in 2m Messhöhe zum ersten Mal in diesem Herbst unter die 0-Grad-Marke. Am Flugplatz Barth in Nordvorpommern (typisches Kälteloch) zeigte der elektronische Messfühler Luftfrost bis -1,9°C an.
Auch direkt an der Ostseeküste trat bei schwachem ablandigem Wind zumindest Bodenfrost auf. An der DWD-Station in Warnemünde ist der Messwert von -0,4°C in 5cm über Dünensand sogar gleichbedeutend mit dem drittfrühesten Bodenfrosttag in der Messreihe seit 1947.
Früheste Bodenfrosttage (Tmin 5cm < 0,0°C)- Warnemünde seit 1947
03.10.1947 -1,6°C
04.10.1947 -0,9°C
06.10.1959 -1,5°C / 06.10.2019 -0,4°C
Mit dem Einsickern der Kaltluft kam ein bekannter meteorologischer Effekt zum Tragen. Gemeint ist der sogenannte „Lake-Effekt“. Ursprünglich stammt der Begriff aus den USA und steht in Zusammenhang mit heftigen Schneefällen, die an den Großen Seen (Great Lakes) ausgelöst werden. Das Grundprinzip ist an den deutschen Küsten dasselbe: Kalte Luft, besonders in höheren Luftschichten, strömt mit nordöstlichen bis östlichen Winden über das mit 12 bis 14°C (aktuelle Daten) vergleichsweise warme Oberflächenwasser der Ostsee. Durch die großen vertikalen Temperaturunterschiede (in 5,5 km Höhe bis -30°C am gestrigen Samstag) resultiert eine labile Schichtung. Die grundsätzlich trockene Kontinentalluft nimmt bei ihrem langen Weg über die Ostsee außerdem viel Feuchte auf. Letztendlich äußert sich der Lake-Effekt durch strichweise angeordnete Schauerbänder, die lokal eng begrenzt große Niederschlagsmengen an der Küste bringen können.

Quelle (bearbeitet): https://kachelmannwetter.com/de/regenradar/mecklenburg-vorpommern/20191005-0750z.html

Quelle: https://kachelmannwetter.com/de/regensummen/mecklenburg-vorpommern/niederschlagssumme-6std/20191005-1250z.html
Aktuell ist die Luft noch zu mild und es fällt Regen, im Winter können unwetterartige Neuschneemengen zusammenkommen und erhebliche Schneeverwehungen auftreten. An der deutschen Ostseeküste bilden sich üblicherweise, so war es auch gestern am 05.10., zwei markante Schauerstraßen aus: Eine besonders Intensive verläuft in der Mecklenburger und Lübecker Bucht und tangiert Ostholstein, Lübeck sowie den Klützer Winkel in Nordwestmecklenburg. Eine zweite beginnt südlich der dänischen Insel Bornholm und landet an der Küste von Usedom bzw. am Greifswalder Bodden an und reicht in Abhängigkeit von der Windgeschwindigkeit meist einige Kilometer ins Landesinnere hinein.
Je nach Windrichtung (N bis O) können prinzipiell aber alle Küstenabschnitte betroffen sein.
Ein prominentes Beispiel eines winterlichen Lake-Effekts war das Ereignis vom 29./30.November 2010, als Ostholstein und der Kreis Segeberg mit 30 bis 50 cm Neuschnee zu kämpfen hatten. Das öffentliche Leben kam teils zum Erliegen, Schulen blieben geschlossen. Der intensive Kaltlufteinbruch aus O/NO erreichte die Region damals sehr früh, zu einer Zeit, als die Ostsee noch „lauwarm“ war und die Quellwolken- und Niederschlagsbildung erheblich verstärken konnte.
Im Januar 1987 versanken große Teile der Ostseeküste und des angrenzenden Binnenlandes in den Schneemassen. In Warnemünde ermittelten die Wetterbeobachter am 14.01.1987 eine mittlere Schneehöhe von 55 cm.