
Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der Auswertung zahlreicher Niederschlags-Mittelwerte des Deutschen Wetterdienstes für Mecklenburg-Vorpommern. Außerdem erfolgt eine entsprechende Visualisierung in verschiedenen Grafiken. Betrachtet wird der Zeitraum seit 1881, der DWD schreibt zu den Gebietsmittelwerten:
„Das Messnetz in Deutschland ist für die Temperatur und die Niederschlagshöhe seit Ende des 19. Jahrhunderts dicht genug, um Rasterfelder für die einzelnen Monate und daraus abgeleitete Mittelwerte zu gewinnen, sodass sich entsprechende Zeitreihendiagramme seit 1881 erstellen ließen.“
Spannend ist sicherlich die Frage: Gibt es einen Trend zu mehr Trockenheit/ Dürrejahren? Schon auf den ersten Blick lässt sich aus den Diagrammen ableiten, dass keine klare Tendenz Richtung „trockener“ oder „nasser“ vorliegt. Auffällig ist zudem, dass schon immer eine große Variabilität vorherrschte. Die Niederschlagsausbeute schwankt von Jahr zu Jahr stark.
Viel wird über die extreme Trockensituation diskutiert, welche im Sommer 2018 ihren Ausgangspunkt hatte und auch im Verlauf diesen Jahres nicht ausreichend kompensiert werden konnte. In Vergessenheit geraten ist wohl bereits, dass 2017 der sechstnasseste Sommer in der Reihe seit 1881 war und zudem noch ein extrem niederschlagsreicher Oktober folgte, in welchem die A20 bei Tribsees nach Regentief Xavier wegbrach und selbst Anfang April 2018 in Folge der Osterschneefälle viele Äcker unter Wasser standen und mit landwirtschaftlichen Nutzfahrzeugen gar nicht befahren werden konnten. Danach kam die Dürre, doch wäre es nun nicht zu leicht, diese einfach dem Klimawandel in die Schuhe zu schieben? Wetter ist nicht gleich Klima! Ein einzelnes Wetterereignis kann nicht per se einer Klimaveränderung zugeschrieben werden. Dafür müssen mehrere Jahrzehnte ausgewertet werden, erst dann sind eindeutige Trends festzustellen.
Unbestritten ist, dass wir auch im Sommer 2019 eine große Trockenheit in vielen Teilen Deutschlands hatten, die 2018 auch einige Dürrerekorde seit Beginn der Wetteraufzeichnungen brachte. Doch niemand weiß, ob in den nächsten Monaten bereits ergiebige Regenfälle und Hochwasser auf uns zukommen oder drei nasse Sommer in Folge bevorstehen.
Noch ein paar wichtige Hinweise zur Deutung und Interpretation der Grafiken:
Es handelt sich um Gebietsmittel, somit können diese Daten nicht auf einzelne Orte/Regionen in Mecklenburg-Vorpommern übertragen werden. Lokal kann es natürlich deutlich nasser oder trockener gewesen sein, zumal Niederschläge manchmal örtlich eng begrenzt auftreten. Schon ein Sommergewitter kann punktuell enorme Regenmengen bringen, während einige Kilometer entfernt kaum ein Tropfen fällt.
Bezüglich des Gebietsmittels muss man sich vorstellen, dass der Niederschlag über ganz MV in einem Jahr/Jahreszeit geglättet wird und einzelne Extremereignisse, sowohl nach unten als auch nach oben, herausfallen. Das ist genau der richtige Weg, um Trends zu erkennen, ob es insgesamt trockener oder nasser wird.
Außerdem ist zu beachten, dass aus den Kriegsjahren teils nur wenige Messwerte vorliegen und deshalb das Landesmittel vereinzelt nicht sonderlich repräsentativ ist, beispielsweise wenn keine Stationsmeldungen aus einer niederschlagsreichen Region eingingen.
In allen folgenden Hitlisten wurden die Jahre ab 1990 orange eingefärbt, um einen möglichen Trend in den vergangenen Jahrzehnten zu sehen.
Jahresniederschlag im MV-Mittel seit 1881
Quelle: https://wetterkanal.kachelmannwetter.com/niederschlagsentwicklung-in-deutschland-seit-1881/
Hitliste der Jahre – Top 20 seit 1881
Während sich bei der Temperaturentwicklung ein klarer Erwärmungstrend zeigt, ist ein Trend beim Niederschlag nicht zu erkennen. Es finden sich seit 1990 vier Jahre unter den 20 trockensten Jahren und sogar acht Jahre unter den 20 nassesten Jahren. Es gab also seit 1990 sogar mehr sehr nasse Jahre als sehr trockene Jahre. Ein Trend zu Dürrejahren gibt es also (bisher) absolut nicht.

Niederschlag im MV-Mittel seit 1881 – Jahreszeiten
- März, April Mai = Frühling
- Juni, Juli, August = Sommer
- September, Oktober, November = Herbst
- Dezember, Januar, Februar = Winter
Hitliste der Jahreszeiten – Top 20 seit 1881
In der folgenden Liste sind aus allen Jahreszeiten jeweils die trockensten Jahreszeiten und die nassesten Jahreszeiten seit Messbeginn 1881 herausgefiltert worden. Es zeigt sich ein ähnliches Bild wie beim Jahresniederschlag. Näher sei beispielhaft auf den Winter und Frühling eingegangen: Bei Ersterem fällt durchaus eine Häufung nasser Vertreter auf. Dies wäre eine logische Folge, denn milde Winter (westliches Strömungsmuster, Tiefdruckaktivität) bringen oft mehr Niederschlag als Kaltwinter (kontinentale Luftmassen, Hochdruck). Der Frühling ist die einzige Jahreszeit, welche in den letzten 20 Jahren häufiger sehr trocken als deutlich zu nass ausfiel. Dies liegt besonders am Monat April, welcher zuletzt auffällig oft ein beachtliches Niederschlagsdefizit aufwies.
Quelle: https://wetterkanal.kachelmannwetter.com/niederschlagsentwicklung-in-deutschland-seit-1881/