

Winterliche Wetterkapriolen überraschten die Menschen im Osten Deutschlands Mitte Oktober 2002.
Ein kräftiges skandinavisches Hochdruckgebiet zapfte für die Jahreszeit ungewöhnlich kalte Luft aus Osteuropa an, welche sich dort zuvor angesammelt hatte. Mit östlicher Grundströmung wurde diese über Landweg bis nach Deutschland geführt. Von Westen rückten nun erste Tiefs an und schickten ihre Fronten voraus in die Kaltluft. Bei Höhenluft von -5°C in 850 hPa/1,5 km und andauerndem Ost/Südostwind fielen die Niederschläge entlang der Luftmassengrenze bis in tiefste Lagen in Sachsen, Brandenburg/Berlin und Mecklenburg-Vorpommern als Schneeregen oder reiner Schneefall.
Die weiße Pracht war bei Temperaturen um oder knapp über dem Gefrierpunkt nass und schwer, sodass es lokal gar zu umstürzenden Bäumen kam, welche zu dieser Zeit teilweise noch voll belaubt waren. Selbst direkt an der Ostsee konnten ab den Abendstunden des 13.Oktober bei ablandiger kontinentaler Windströmung Schneeflocken beobachtet werden. Die seit Juli 1946 bestehende Warnemünder Wetterwarte verzeichnete an diesem Tag das früheste Schneefallereignis.
Im Binnenland überzog eine geschlossene Schneedecke die Landschaft. In Carpin-Serrahn (71 m) bei Neustrelitz meldete der ehrenamtliche Beobachter zum Klimatermin am 14.10.2002 eine Schneehöhe von 8 cm. Auf der Insel Rügen bildete sich ebenfalls eine dünne weiße Schicht auf Straßen und Feldern. Es sind nicht viele derart frühe Wintereinbrüche mit Schneefällen in den letzten 150 Jahren bekannt. Auf dem Gebiet des heutigen Mecklenburg-Vorpommern ist mit dem 11./12.10.1919 nur ein früheres Ereignis mit Ausbildung einer Schneedecke in den Klimastatistiken verzeichnet.

Quelle: https://kachelmannwetter.com/de/messwerte/mecklenburg-vorpommern/schneehoehen-tag/20021014-0600z.html
Außergewöhnlich waren auch die niedrigen Lufttemperaturen am Tage des 13. und 14.Oktober 2002. Bei dichter Bewölkung, fehlender Sonnenstrahlung/geringer Globalstrahlung und zusätzlich Niederschlagsabkühlung stiegen die Werte gegenüber der Nacht kaum an und lagen beispielsweise zur Mittagszeit am 13.10. in der Müritzregion nur bei 0 bis 1°C. Selbst mitten am Tag konnte so der Schneefall liegenbleiben, besonders Richtung Brandenburg/Berlin und Sachsen.

Quelle: https://kachelmannwetter.com/de/messwerte/mecklenburg-vorpommern/temperatur/20021013-1200z.html
In den Folgetagen erreichte übrigens rasch deutlich mildere Luft den Nordosten. Am 16.10.2002 wurden bis zu 16°C im südlichen Mecklenburg gemessen und nichts erinnerte mehr an das verfrühte Winterintermezzo.