Die „kalte Jahreszeit“ verläuft in Mecklenburg-Vorpommern bislang ausgesprochen mild. Frost und Schneefall stellen Mangelware dar, einen Eistag (Tagesmaxima <0.0°C) gab es noch überhaupt nicht. Der November fiel im Landes-Mittel 1,5 K zu warm aus, es folgten der Dezember mit +3,1 K und der Januar mit sogar 5,3 K positiver Abweichung.
Dieser Beitrag widmet sich den Statistiken zu Schneefall- und Schneedeckentagen. Beides sind klimatologische Kenntage und dienen u.a. auch als Maß zur Strenge eines Winters.
In der Saison 2019/20 stehen (das ganze Bundesland betrachtet) erst vier kleinere Schneefallereignisse zu Buche (12.Dez., 14.Dez., regional am 04.Jan. in Vorpommern, in der Nacht vom 28. zum 29.Jan. im Binnenland). Da nicht alle Gegenden in MV gleichermaßen betroffen waren, konnten mancherorts erst ein oder zwei Tage mit Schneeflocken beobachtet werden. Eine Schneedecke zum Klimatermin um 07 Uhr gab bislang nur an 7 von über 100 Messstellen in MV.
Nach dem langjährigen Klimamittel wären von Oktober bis Ende Januar in Mecklenburg und Vorpommern etwa 20 Tage mit geschlossener Schneedecke zu erwarten, vielerorts steht jedoch weiterhin die Null.
Beispiel Mittelwerte Schneedeckentage (>= 1cm) -Wetterwarte Greifswald (1901-2005)
Oktober: ~ 0,0
November: 1,6
Dezember: 6,5
Januar: 10,6
Februar: 10,5
März: 5,3
April: 0,3
Ein „Winterjahr“ (Oktober bis Mai) ohne Schneedeckentag (es zählt immer der Klimatermin um 07 Uhr) hat es an den allermeisten Wetterstation in MV noch nie gegeben. Hierzu wieder eine Auswertung aus Greifswald:


Es gab demnach seit 1898/99 minimal 3 Schneedeckentage in Greifswald, ein neuer „Negativ-Rekord“ scheint denkbar, zumal in den nächsten 10-14 Tagen weiterhin wenig auf einen Wintereinbruch hindeutet. Da aber auch im März und April noch Schnee fallen kann, ist es für eine Gesamtbewertung natürlich noch zu früh.
Im extrem schneereichen Winter 1969/70 registrierten der Wetterdienst übrigens unglaubliche 122 Tage mit geschlossener Schneedecke in der Hansestadt.
In einer anderen Kategorie hat sich das Winterjahr 2019/20 bereits einen Rekord gesichert, falls Frau Holle noch aktiv wird -;) :
Die spätesten ersten Schneedeckentage seit der Wintersaison 1898/99 (Oktober-Mai) aus dem Daten-Archiv der Wetterwarte Greifswald
2019/20 ?
1900/01 28.01.
1992/93 27.01.
1997/98 24.01.
2006/07 23.01.
1932/33 18.01.
Am längsten mussten die Greifswalder 1900/01 auf die weiße Pracht warten. Damals lag am 28.Januar zum ersten Mal eine Schneedecke. Über diesen Zeitpunkt sind wir schon hinweg, sodass ein eventuelles Schneeereignis nun das späteste erste wäre.
Fest steht: Das Potenzial für ein extrem schneearmes und mildes Winterjahr in der Endabrechnung ist gegeben. Die Wetterlage müsste sich Ende Februar bzw. im März grundlegend umstellen, damit Rekorde in Sachen Schnee-Armut noch vermieden werden können.
Dazu ein abschließendes Statistik-Beispiel aus Warnemünde (Daten seit 1946/47). Die geringste Anzahl der Tage mit Schneeflocken (Oktober bis Mai) steht für die Saison 2006/07 (13) zu Buche, gefolgt von 1988/89 (14) und 1991/92 (15).
Die aktuelle Saison steht bei 2 Schneefalltagen im Ostseebad.
Wenn der März sich nicht noch mächtig steigert, werden wohl diesen Winter etliche „unwinterliche“ Rekorde fallen.
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