
Quelle: https://www.wetterkontor.de/de/wetterlage.asp
Ein Hauch von Frühling oder Spätsommer- wie auch immer man es betrachten möchte.
Zum Montag (02.11.2020) sorgte eine relativ kräftige Südwestströmung für die großflächige Advektion von subtropischen Luftmassen aus dem Gebiet der Biskaya. Da bei Mittelwinden von BFT 4-5 zum Einen die vertikale Durchmischung der Luftmasse gegeben war und zum anderen auch die Sonne sich zeitweise blicken ließ, waren die Bedingungen optimal für eine Erwärmung der Lufttemperatur auf bis zu 20°C- absolut extrem für die Jahreszeit und nur mit der oben beschriebenen Wetterlage in unserer Region möglich.
Die folgende Abbildung zeigt den breiten Zustrom der sehr milden Luft im Warmsektor des Sturmtiefs NINA mit Zentrum im Seegebiet nördlich von Schottland.

Die Gebiete mit der orangenen Färbung stellen den Warmsektor mit SW-Strömung dar, verlaufend von der Iberischen Halbinsel über Frankreich und Deutschland bis nach Südskandinavien.
Blicken wir auf die das Ereignis mit dem Regionalfokus für Mecklenburg-Vorpommern inklusive einer statistischen Einordnung und Rekordübersicht:
Schon in den Morgenstunden erreichten die Werte sehr ungewöhnliche 14 bis 17°C. Spitzenreiter zum Messzeitpunkt um 07 Uhr war Rostock-Warnemünde mit exakt 17,0°C. Daran sieht man, dass Wärme um diese Jahreszeit deutlich weniger von der Einstrahlung/Sonnenschein abhängig ist und eben aufgrund der geringen Tageslänge/ dem flachen Einstrahlwinkel der Sonne nicht mehr als Ort produziert werden kann, sondern zu uns transportiert werden muss. Trotz dichter Bewölkung und sogar gelegentlichem Getröpfel, fühlte es sich am Montagmorgen ein wenig wie nach einer lauen Sommernacht an.

Im Tagesverlauf wurden denkwürdige Höchsttemperaturen erreicht, die Spanne reichte im DWD-Netz von 16,9°C auf der Greifswalder Oie bis 20,3°C in Boizenburg an der Elbe. An 21 von 25 Stationen des Deutschen Wetterdienstes in MV reichte es für einen neuen November-Temperaturrekord. Vielerorts stammte dieser bislang vom 01.11.1968.
Höchsttemperaturen DWD / 02. November 2020

Auch der Landesrekord von 20,1°C (Boizenburg, 01.11.1968) wurde gebrochen und um 0,2°C nach oben geschraubt und geht erneut nach Boizenburg an der Elbe mit nun 20,3°C.
Einige Rekorde an Stationen mit längerer und durchgehender Messreihe in der Übersicht:

Besonders beeindruckend ist das Beispiel der Wetterwarte Putbus auf Rügen. Die vorherige November-Rekordmarke lag bei 16,9°C und wurde nun mit 18,7°C fast um satte 2°C überboten. Das ist enorm, zumal anzumerken ist, dass die Putbusser Temperaturreihe bis 1853 zurückreicht und damit für die Klimaforschung und Extremwertanalyse wertvolle 167 Jahre umfasst.
Mit Schwerin und Kirchdorf/Poel gibt es zudem 2 mecklenburgische Stationen mit über 100-jähriger Historie, welche jetzt ebenfalls einen neuen November-Rekord aufweisen können. Des Weiteren ließ sich belegen, dass auch die Hansestadt Rostock den wärmsten Novembertag seit Beginn der regelmäßigen Wetteraufzeichnungen dort vor 150 Jahren erlebte.
An den Stationen in Greifswald (seit 1898) und Marnitz bei Parchim (seit 1865) bleibt der Rekord vom 01.11.1968 dagegen bestehen.
Insgesamt gibt es nach Durchsicht des Datenarchives nur wenige Novembertage, die mit dem 02.11.2020 temperaturtechnisch mithalten können. Da wären neben dem bereits erwähnten 01.11.1968 (einziger Tag mit Tx >=20,0°C zuvor in MV) der 04./05.11.1899 und der 03.11.2005 sowie 01.11.2014 zu nennen. Lediglich an diesen fünf Tagen wurde (Auswertung seit 1881) zuvor überhaupt die 18-Grad-Marke im November überschritten.
Die Karten mit den Höchsttemperaturen von besonders milden Novembertagen mit Messungen über 15°C in M-V. (Klick ins Bild für Vergrößerung)
Dies unterstreicht noch einmal die Seltenheit und Ungewöhnlichkeit der Luftwärme vom 02.November 2020. Insgesamt ist ein Trend zu einer Häufung milder Novembertage über 15 Grad in den letzten 20 Jahren erkennbar.

Von 2011 bis 2020 wird eine neue Höchstmarke von 16 Tagen zu Buche stehen.