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Rückblick: Hochwinterliche erste Februarhälfte- viel Neuschnee durch Lake-Effekt, strenger Frost und vereiste Gewässer

Der Winter kann doch noch richtig durchgreifen. In der ersten Februarhälfte erlebten wir eine hochwinterliche und vielerorts auch schneereiche Witterungsperiode. Arktische Kaltluft strömte aus Nordosten herein und erzeugte im Zusammenspiel mit milder Atlantikluft zunächst eine markante Luftmassengrenze mit unwetterartigen Schneefällen und Verwehungen über der Mitte Deutschlands (06.-08.02.2021). Bei uns in MV war an diesen Tagen die Eisluft schon da und ein strammer Ostwind ließ die Temperatur gefühlt noch deutlich kälter erscheinen. Etwa ab dem 09.Februar lebte dann der Lake-Effekt von der Ostsee her auf und brachte den bei Winterfreunden ersehnten Schnee und die zuvor noch mögliche „Version“ mit tagelangem Kahlfrost war passé.

1) Schneefälle

Die Bedingungen für den Lake-Effekt waren recht günstig: Große vertikale Temperaturunterschiede (immerhin -14 bis -18°C in etwa 1500 m Höhe vs. Oberflächenwassertemperatur der Ostsee von rund 3°C), zudem die Anströmung aus NO/O (auflandig!), die hochreichend kalte Polarluft konnte viel Feuchtigkeit über der Ostsee aufnehmen (große Streichlänge über Wasser) und divergente Windfelder, also zusammenströmende Winde aus verschiedenen Richtungen ( O vs. N/NO), sorgten für zusätzliche Hebung und strichweise starke Schauerstraßen, welche längere Zeit über denselben Gebieten verharrten.

Zuerst schneite der äußerste Norden der Insel Rügen ein. Am Kap Arkona und rund um Vitt, Putgarten und Fernlüttkevitz verwehte der Oststurm den Pulverschnee massiv und erzeugte meterhohe Verwehungen. Straßen waren unpassierbar, Autos fuhren sich fest.

Dann erfasste der Flockenwirbel auch viele weitere Landesteile von MV.

So wurden in den „Hotspots“ ab dem 10.Februar lokal Schneehöhen von 25 bis über 40 cm gemessen. Die Schwerpunkte lagen auf Rügen, Hiddensee sowie Usedom und am Greifswalder Bodden, sowie eng begrenzt von Ribnitz-Damgarten bis in den Rostocker Süden und eine weitere schmale Linie verlief vom westlichen LK Rostock über Wismar bis etwa nach Schwerin.

Ribnitz-Damgarten bekam mehrfach heftigen Starkschneefall über mehrere Stunden hinweg ab. Hier ein Bild der Webcam am Hafen vom Nachmittag des 11.02.2020. Mehr Winterfeeling geht fast nicht, zu dem Zeitpunkt lagen dort 35 bis 40 cm Schnee.

Zeitpunkt: 11.02.2021, gegen 15:30 Uhr / Quelle: http://www.damgarten.de/webcam/bild5.jpg

Hier die Übersicht mit den offiziellen Schneehöhen-Daten vom 12.02.2021 (Freitag):

Quelle: https://kachelmannwetter.com/de/messwerte/mecklenburg-vorpommern/schneehoehen-tag/20210212-0600z.html
MV fast landesweit im Winterkleid, am wenigsten Schnee in Teilen von Südmecklenburg. Die „0“ in Boltenhagen ist auf die automatische Laserstrahlmessung zurückzuführen, böiger Nordostwind wehte den lockeren Schnee vom Messfeld weg.

Die Hitliste der Stationen mit den höchsten Schneedecken


Im Folgenden außerdem noch eine historische Einordnung der Messwerte an ausgewählten Stationen. Mancherorts lag so viel Schnee wie seit über 10 Jahren nicht mehr. Man muss örtlich bis zum Februar 2010 zurückschauen, um höhere Messwerte der Schneedecke zu finden. Die absoluten Rekorde wurden jedoch eindeutig nicht angetastet und stammen je nach Region z.B. aus dem Januar/Februar 1979, Januar 1987 oder an Messstellen mit langer Historie aus dem Februar 1940.

Die höchste in M-V ermittelte Schneedecke von 42 cm an den Beobachtungspunkten in Ribnitz und in Vitte auf Hiddensee übersteigt außerdem das vieljährige Landes-Klimamittel (sowohl 1936-2020 als auch 1991-2020) für die absolut größte jährliche Schneehöhenmessung (siehe letzter Balken im Diagramm). Ein höherer Wert als 42 cm irgendwo innerhalb von MV wurde zuletzt 2011 registriert.

2) Temperatur

Ebenfalls eines Rückblicks würdig ist die Kälte. In Grambow-Schwennenz nahe der polnischen Grenze wurden 11 Eistage (Tagesmaximum < 0,0°C) in Folge registriert. Eine längere Dauerfrostperiode innerhalb von MV gab es zuletzt im Januar 2014. Damals reichte es regional für 12 Eistage in Serie (20.-31.01.2014).

11 Tage in Folge verharrte die Lufttemperatur an der Station Grambow-Schwennenz durchgehend im Frostbereich.

Insgesamt war die erste Februarhälfte 2021 winterlich geprägt. Verbreitet wurden flächig 7 bis 12 Eistage und, bis auf wenige Ausnahmen an der Küste, die maximale Anzahl von 15 Frosttagen verzeichnet.

Die Mitteltemperaturen für den Februar 2021 liegen mit Stand vom 15.02. bei minimal -5,2°C in Grambow-Schwennenz und max. -1,5°C auf Hiddensee und am Kap Arkona. Die folgende Karte zeigt die Abweichung vom Klimamittel der Periode 1961-1990 für den Gesamtmonat Februar am jeweiligen Standort. Wäre der Monat nun zu Ende, ließe sich ein Minus/ negative Abweichung von -2 bis -3 K entlang der Ostseeküste und sogar von knapp -5 K im äußersten Südosten vermelden. Dort wäre der Februar also rund 5°C zu kalt ausgefallen. Nun stehen allerdings noch die Hälfte aller Februartage bevor und die Zeichen stehen auf (fast schon frühlingshaft) mild, sodass sich die Durchschnittstemperatur noch dem Klimamittel annähern wird.

Quelle: https://www.mtwetter.de/monatskarte.php
Verbreitet deutlich negative Temperaturanomalien, im Binnenland noch stärker ausgeprägt als im Küstenumfeld.

Abschließend noch der Blick auf die absoluten Tiefsttemperaturen der Winterepisode: Im DWD-Netz meldeten Anklam und Grambow-Schwennenz mit jeweils -17,5°C die eisigsten Werte.

Im gemeinsamen Messnetz von Kachelmannwetter und der Vereinigten Hagel-Versicherung ging es sogar bis -19°C abwärts ( Samtens auf Rügen), ebenfalls an einer Wetterstationen der Meteogroup (Wismar).

Zur ersten Einordnung: Seit fast 3 Jahren (seit dem 19.03.2018) herrschten bei uns in M-V keine zweistelligen Minusgrade mehr!

Auf Landesebene betrachtet war es zuletzt bei der Kältewelle im März 2018 noch etwas „frischer“, als am Flugplatz Barth -19,2°C gemessen wurden. Regional liegt größere Kälte aber schon deutlich weiter in der Vergangenheit, wie die folgende Zusammenstellung zeigt:

Beispielsweise in Ueckermünde, Boizenburg und Schwerin traten die eisigsten Temperaturen seit Februar 2012 auf. Eine genauere Auswertung für die Landeshauptstadt Schwerin ergab, dass der in den Morgenstunden des 14.02.2021 gemessene Tiefstwert von -16,4°C, in den vergangenen 20 Jahren insgesamt nur an 6 Tagen und lediglich in den Monaten Februar 2012, Januar 1997 und Dezember 1996 unterschritten wurde.

Letztendlich war es ein markanter, etwa zweieinhalb wöchiger Wintereinbruch, beginnend Ende Januar und zwischendurch unterbrochen durch kurzes Tauwetter bei leichten Plusgraden. Die hochwinterliche Phase mit Dauerfrost, teils intensiven Lake-Effekt Schneefällen und anschließend sonnigen Wintertagen erstreckte sich vom 07. bis 15. Februar.

Grade auch in Hinblick auf den rekordmilden vergangenen Winter 2019/20 und die vielen kälte- und schneearmen Winter der letzten Jahre wird diese Periode in Erinnerung bleiben und die Schnee-Enthusiasten im Land kamen endlich mal wieder voll auf ihre Kosten. So wurden in Rostock zeitweise die Skier hervorgeholt und auch zum Fortbewegungsmittel im Stadtgebiet genutzt, Eislaufen z.B. im Diedrichshäger Moor bei Warnemünde war ebenfalls möglich. Die Boddengewässer gefroren weitgehend zu, auch an den Ostsee-Stränden von Darß-Zingst und auf Usedom (z.B.) konnten Eisschollen gesichtet werden.


Twitter-Impressionen aus dem „MV-Winterwonderland“

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