Nach Rekordmilde in der letzten Februardekade und kurzzeitig fast schon sommerlichen Temperaturen Ende März, war danach erstmal Flaute in Sachen Frühlingswärme. Der April und Mai 2021 präsentierten sich weitgehend kühl und wechselhaft. Zwar täuscht der subjektive Eindruck häufig, da wir im vergangenen Jahrzehnt oft durch ungewöhnlich stabiles und sonnig-warmes Frühlingswetter verwöhnt worden sind, doch auch die Zahlen sprechen diesmal eine eindeutige Sprache:
Beide Monate fielen gegenüber der alten internationalen Klimareferenzperiode 1961-1990, bezogen auf das Gebietsmittel für Mecklenburg-Vorpommern, zu kalt aus. Der April (als kältester seit 1986) endete mit einer Abweichung von -0,9 K (=°C), der Mai (als kältester seit 2010) kam auf -0,7 K. Übertragen auf das neuere 30-Jahresmittel von 1991-2020 sind -2,6 K beziehungsweise -1,6 K zu bilanzieren.
Dazu die Hitlisten der wärmsten und kältesten April- bzw. Mai-Monate seit 1881 in Mecklenburg-Vorpommern
Die Abbildungen lassen schlussfolgern: Die beiden Frühlingsmonate dieses Jahres sind jeweils nicht bei den 10 kühlsten Vertretern einzuordnen. Der April 2021 (5,8°C) lief auf Platz 25 der kältesten seit 1881 ein, der Mai 2021 (11,1°C) auf Platz 33.
Kombiniert man beide Monate und wertet den gesamten Zeitraum aus, so ergibt sich mit einer Mitteltemperatur von ca. 8,4°C die mit Abstand kühlste April-Mai-Kombi seit 1991. Für die komplette Zeitreihe seit 1881 bedeutet es aber wiederum „nur“ Platz 19, also kein Extremereignis. Allerdings sollte mit erwähnt werden, dass die Abstände sehr eng sind. Wäre beispielsweise die letzte Maiwoche noch etwas frischer verlaufen, hätte auch 1991 und andere Vertreter wie 1977 und 1978 noch unterboten werden können.

April/Mai-Kombi Platz in der Kältehitliste seit 1881:

Anders formuliert und zusammengefasst: Für die jüngere Vergangenheit war es eine durchaus ungewöhnliche Kaltphase, zieht man jedoch zum Beispiel die 1950er bis 1980er-Jahren heran, wäre eine solche Entwicklung aber nicht der Rede wert gewesen.
Auffallend niedrig war auch die Zahl warmer Tage. Von diesem Kenntag spricht man in der Meteorologie ab einer Höchsttemperatur von 20,0°C. In der Landeshauptstadt Schwerin wurden vom 01. April bis 31. Mai nur 4 solcher warmen Tage registriert. Dieser Wert liegt deutlich unter dem Klimamittel für April/Mai von rund 10 (1961-1990) beziehungsweise 14 (1991-2020). Aber auch in dieser Kategorie ist zu sehen: Es geht noch „mieser“. 1898, 1936, 1965 und 1991 mussten sich die Schweriner mit nur einem 20°C-Tag im April und Mai begnügen.

Im Juni hat nun zunächst sommerliches Wetter Einzug gehalten, erstmal deutet nichts auf eine Erweiterung der Serie auf 3 zu kühle Monate hintereinander hin. Sollte der Sommer noch richtig Fahrt aufnehmen und positive Anomalien nun wieder die Statistik prägen, ist der hier ausgewertete Abschnitt als Ausreißer zu betrachten und bald wieder vergessen. Von einer Trendumkehr ist jedenfalls nicht auszugehen. Weiterhin überwiegen die Wärmerekorde und die nach oben zeigende Temperaturkurve bleibt erhalten.
Anhang: Temperaturanomalie der Monate April und Mai seit 1881 für M-V (Abweichung vom Klimamittel 1961-1990, blau= zu kalt, rot = zu warm)