Sturmtief TIM sorgte am Donnerstag (23.09.2021) für Herbstfeeling entlang der Küste in Mecklenburg-Vorpommern. Recht verbreitet wurden Sturmböen der Stärke 9 bis 10 gemessen, auf der Greifswalder Oie orkanartige Böen und sehr exponiert auf dem Dornbusch auf Hiddensee reichte es für Orkanböen bis 131 km/h. An letzterer Stationen, welche auf dem Leuchtturm misst, wurde mit 105,6 km/h (BFT 11) auch das höchste 10min-Mittel der Windgeschwindigkeit gemessen.
Auslöser des ersten Sturmereignisses der Saison war die Zyklone TIM, genauer gesagt Randtief TIM II, ein Ableger des Zentraltiefs bei Island. Das Sturmtief zog mit seinem Zentrum vom Nordmeer kommend über Norwegen und Mittelschweden bis ins Baltikum. An der Südflanke wanderte das Starkwindfeld mit und legte sich somit auch über den dänischen, deutschen und polnischen Ostseeraum. Die Schichtung war rückseitig der Kaltfront relativ stabil, sodass ein Heruntermischen des Höhenwindes und die typischen kräftigen Schauerböen nur eine untergeordnete Rolle spielten. Alleine gradientbedingt, durch die Luftdruckunterschiede, erreichten die Mittelwinde über der Ostsee am Abend und bis etwa Mitternacht Stärke 8. Eine größere Böigkeit des Windes war allerdings mit einer linienförmigen Schauerfront verbunden, welche die Kaltfront markierte. An ihr gingen kräftige Regengüsse nieder und der Wind drehte von WSW auf WNW, verbunden mit den höchsten Windspitzen im Einflussbereich von TIM. Gegen 18:45 Uhr traf diese auch im Radarbild markant auftretende Linie von Norden her auf die MV-Küste.

An dieser Schauerlinie (hier: grade auf die Nordküste treffend) traten die heftigsten Böen auf. Sie bewegte sich von Nord nach Süd von der Ostsee landeinwärts. Dahinter lockerte der Himmel auf und es blieb postfrontal trocken mit jedoch noch anhaltend starkem Mittelwind BFT 8 über der See.
Mit Abzug des Tiefs nach Osten ließ der Sturm im Nachtverlauf langsam nach und am Freitagvormittag (24.09.2021) hatte sich das Wetter dann bereits beruhigt.
Spitzenböen Sturm TIM / 23.09.2021 in M-V (DWD-/DTN- und Kachelmannwetter-Stationen)
131 km/h Hiddensee-Dornbusch
111 km/h Greifswalder Oie DWD
104 km/h Greifswalder Oie-Leuchtturm
98 km/h Hiddensee-Vitte
97 km/h Darßer Ort
95 km/h Arkona/Rügen
93 km/h Heiligendamm
93 km/h Rostock-Hinrichsdorf
92 km/h Warnemünde
Windböen 6std. 23.09.2021 14-20 Uhr und 23./24.09.2021 20-02 Uhr / DWD und Kachelmannwetter-Stationen
Insbesondere im Landkreis Vorpommern-Rügen gab es auch einzelne Sturmschäden und witterungsbedingte Verkehrsunfälle:
https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/108767/5028903
Das Ereignis ist nicht als ungewöhnlich für die Jahreszeit einzuschätzen. Herbststürme dieser Kategorie kommen im September immer wieder mal vor. Zum Beispiel vor 2 Jahren, im September 2019, als gleich an 2 Tagen schwere Sturmböen der Stärke 10 über Warnemünde hinwegfegten. Betrachtet man das offizielle Kriterium für einen „Sturmtag“, nämlich einen 10 Min-Mittelwind von mindestens BFT 8, so ist dieses etwa jeden zweiten September an den Küstenstationen von M-V zumindest einen Tag im Monat erfüllt.
Je nach Standort und herangezogenen Parameter gibt es natürlich Unterschiede in der Einordnung. So ist die Windspitze von 111 km/h auf der Greifswalder Oie die stärkste September-Böe dort seit mindestens 1997.
In Ausnahmefällen erreicht der Wind im ersten meteorologischen Herbstmonat sogar Orkanstärke. Am 21.09.1990 registrierte die Messstation in Warnemünde Spitzenböen bis 126 km/h (BFT 12). Es ist der weiterhin gültige September-Rekord für die höchste Windgeschwindigkeit im September unter den DWD-Stationen in M-V.
Videos von Sturm TIM aus Warnemünde
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