
Mit einer Jahresmitteltemperatur von 10,13°C schloss auch 2021 überdurchschnittlich ab. Die Abweichung gegenüber dem Referenzmittel der Periode 1961-1990 lag bei rund +1,7 K, jene im Vergleich zur Periode 1991-2020 bei etwa +0,3 K. Die Vorjahre 2018 (10,63°C), 2019 (10,84°C) und 2020 (11,01°C) waren jedoch allesamt noch wärmer.
Der Monat mit der höchsten Durchschnittstemperatur war der Juli mit 20,0°C (+3,2 K ggü 1961-1990). Die größte Abweichung vom Klimamittel schaffte allerdings der Juni mit +3,9 K im Vergleich zum 30-Jahreswert der Referenzperiode 1961-1990. Der erste meteorologische Sommermonat brachte am 18. auch die höchste Lufttemperatur des Jahres mit 34,8°C. Dieser Tag verdient eine nähere Beleuchtung, denn es wurde ein neuer Allzeitrekord für die höchste Tagesmitteltemperatur aufgestellt (28,6°C / alt: 27,8°C am 29.06.1947) und damit eine Höchstmarke geknackt, welche über 70 Jahre Bestand hatte. Eine subtropische Luftmasse, nahezu volle Sonneneinstrahlung und ein nur leicht säuselnder ablandiger Wind aus S/SO, welcher ungewöhnlicherweise nicht vom Seewind abgelöst wurde, boten die Grundlage für den nun neuen wärmsten Tag seit Bestehen der Warnemünder Wetterwarte (seit 1946). Am Nachmittag war es gefühlt fast windstill und die Luft heizte sich im Ortsgebiet (mit hohem Versiegelungsgrad) und über dem Strandsand immer weiter auf. Es folgte dann auch noch die wärmste Juni-Nacht seit Messbeginn mit einem Tiefstwert von 22,6°C.


Der kälteste Monat in 2021 war der Januar mit 2,2°C. Der April und Mai endeten unterdurchschnittlich und wiesen auch gegenüber dem „alten“ Klimamittel von 1961-1990 eine negative Abweichung auf (-0,1°C / -0,2°C). Wer auf Frühlingswärme steht, wurde bereits Ende Februar verwöhnt. Vom 21. bis 25.02. lag die Höchsttemperatur unglaubliche 5 Tage in Folge über der 15°C-Marke. Da durchweg ablandige S/SW-Winde wehten, spielte auch die kalte Ostsee keine Rolle. Am 24.02.2021 kletterte das Thermometer in Warnemünde bis auf 18,1°C. Damit fiel der alte Monatsrekord von 17,0°C aus 1990. Noch knapp zwei Wochen zuvor herrschte Dauerfrost und eine Schneedecke sorgte für richtiges Winterfeeling.
Im „echten“ Frühjahr kamen die Temperaturen dann nicht aus dem Quark. Verantwortlich dafür war eine eingefahrene Wetterlage mit vielen blockierenden Hochs bei den Britischen Inseln und auf dem Nordatlantik. Dadurch erreichten uns mit nördlicher Strömung immer wieder kalte Luftmassen. Im April überschritten im Rostocker Ostseebad nur 4 Tage überhaupt die 10°C-Marke. Die 18,1°C vom 24. Februar blieben kurioserweise bis zum 09. Mai (!) die höchste Temperatur des Jahres. Dann wurden mit einem ersten sommerlichen Warmluftvorstoß 25,9°C gemessen. Der erste Sommertag (Tmax ≥ 25,0°C) war somit gleichermaßen auch der erste Warme Tag (Tmax ≥ 20,0°C).
In Sachen Winter und Kälte war 2021 nach Jahren des beinahe Totalausfalls wieder einigermaßen auf Kurs. Zwar lag das Jahresminimum nur bei -7,9°C (im Mittel von 1991-2020: -9,9°C), es gab aber insgesamt 46 Frosttage und 10 Eistage. Nichts besonderes und immer noch nicht genug um den Klima-Sollwert zu erreichen, aber stellt man das rekordmilde Vorjahr 2020 dagegen (10 Frosttage / 0 Eistage), kamen Winterfreunde zumindest zeitweise auf ihre Kosten.
Die winterlichste Phase ereignete sich in etwa vom 09. bis zum 16. Februar. Die Temperatur verharrte weitgehend im Frostbereich, es gab bis zu 9 Tage mit Schneedecke in Folge und die höchste Schneehöhe mit 9 cm am 16. Februar. Insgesamt hatte 2021 22 Schneedeckentage zum Klimatermin um 07 Uhr in Warnemünde zu bieten. Ein „Highlight“ war die weiße Pracht zum Weihnachtsfest. Am Abend des 23.12. fielen etwa 5 cm, wovon nach leichtem Tauwetter noch 2 cm-3 cm (teils durchbrochen) bei Dauerfrost und viel Sonnenschein über die Feiertage übrig blieben. Das Jahr endete anschließend jedoch sehr mild. In der Übergangsphase konnte am 27. und 28.12. gefrierender Regen beobachtet werden. Am 31. Dezember bedeutete das Maximum der Lufttemperatur von 12,9°C einen neuen Tagesrekord. Um Mitternacht stand darüber hinaus fest: Es war der wärmste Jahreswechsel seit Aufzeichnungsbeginn (9,6°C um 00 Uhr).
Als Nächstes ein Blick auf den Parameter Niederschlagsmenge:
Mit einer Jahressumme von 719,9 l/m² war 2021 vergleichsweise nass und auch niederschlagsreicher als jeweils die letzten 3 Jahre davor. Das Klimamittel von 1961-1990 mit 589 l/m² (122 %) sowie auch 1991-2020 mit 616 l/m² (117 %) ist recht deutlich übertroffen worden.
Die höchste Tagesmenge fiel am 09. Juli mit 57,6 l/m². Einen höheren Wert im 24-stündigen Klimazeitraum (05:50 UTC-05:50 UTC) findet sich im Warnemünder Datenarchiv zuletzt für den Rekordregensommer 2011. Nur an fünf Tagen seit Beginn regelmäßiger Messungen im Jahr 1946 wurde bisher eine höhere Niederschlags-Tagesausbeute festgehalten (in 1960, 1995 und 2011).
Die längste Trockenperiode mit 16 Tagen hintereinander ohne messbaren Niederschlag gab es vom 19. Februar bis 06. März. Für den Januar 2021 wurden 26 Niederschlagstage verzeichnet, nur 1984 und 2007 (je 27) waren es im ersten Monat des Jahres noch mehr.
Die Sonne zeigte sich im abgelaufenen Jahr rund 1754 Stunden und damit knapp 300 Stunden weniger als in 2020. Jenes war allerdings auch das drittsonnigste Jahr seit 1947 und damit nicht der sinnvollste Maßstab. Das 30-Jahresmittel von 1991-2020 weist etwa 1812 Sonnenstunden für Warnemünde aus, die Referenzperiode 1961-1990 lag in einer trüben Ära und bringt es auf 1687 h. Für die letzten Jahrzehnte war 2021 somit eher schon ein trübes Jahr, während verglichen mit dem Zeitraum davor sogar ein Plus bilanziert werden kann. Insgesamt zeigte sich die Sonne im Jahr 2021 an exakt 290 Tagen.
Der Juni sticht heraus und hatte gut 323 Sonnenstunden zu bieten und damit deutlich mehr als zu erwarten gewesen wären. Ziemlich sonnenscheinarm und der trübste Vertreter seit 2010 war dagegen der Vorgänger Mai mit aufgerundet 195 h.
Die Analyse der Winddaten zeigt, dass 2021 ein sehr durchschnittliches Jahr war. Im Mittel wehte der Wind mit 4,8 m/s (= 17,3 km/h / BFT 3). Ein überragendes außergewöhnliches Sturmereignis kam nicht vor. Die Spitzenböe betrug 99,4 km/h und datiert auf den 02. Dezember, als Sturmtief „Daniel“ von der Nordsee bis ins Baltikum zog. Schwere Sturmböen (>88 km/h, BFT 10) wurden außerdem am 05. April, 23. September, 30. November und 01. Dezember gemessen. Zusammen mit dem erwähnten Ereignis am 02. Dezember hat es somit eine Serie von 3 Tagen hintereinander mit Windspitzen von BFT 10 gegeben. Dies war davor in Warnemünde zuletzt vom 30.03.-01.04.2015 der Fall.
Die Anzahl der Gewitter- und Nebeltage liegt in der Endabrechnung jeweils unter den Mittelwerten. Vor allem der Trend zu immer seltener auftretendem Nebel setzt sich fort.
Es ereignete sich im abgelaufenen Jahr kein Sturmhochwasser (Höchststand mind. 1m über normal), am 08. Februar gab es z.B. erhöhten Wasserstand mit 0,75 m Abweichung vom MWST.
Die meteorologischen Highlights in 2021 waren der rekordwarme 18. Juni sowie die mehrtägige „Wärmewelle“ im Februar mit einem neuen Monatsrekord. Auch die Kälteperiode im selbigen Monat mit Lake-Effekt-Schneefällen sowie die weiße Weihnacht sind zu nennen. Die ganz großen Extreme beziehungsweise Unwetter sind ausgeblieben.
Mess- und Beobachtungsdaten zum Jahr 2021 / Wetterwarte Warnemünde


Übersicht Jahresverlauf – verschiedene Parameter


Die Verläufe der verschiedene Parameter als grafische Darstellung mit Extremwerten. Klick ins Bild zur Vergrößerung.
Diagramme 2021
- Temperaturverlauf


2. Vergleich Monatsdaten von Temperatur/ Niederschlag / Sonnenschein / Wind mit Klimamittelwerten der Referenzperioden




3. Klimareihen von Warnemünde- aktualisiert mit den 2021er-Jahreswerten



Weitere Zeitreihen meteorologischer Kenntage (Klick ins Bild)





Jahresrekorde von Warnemünde im Überblick
Wärmstes Jahr: 11,01°C (2020)
Kältestes Jahr: 6,44°C (1940)
Höchstes Tmax: 36,9°C (09.08.1992)
Niedrigstes Tmin: -18,4°C (16.02.1956)
Höchster Jahresniederschlag: 954,6 mm (2011)
Niedrigster Jahresniederschlag: 391,0 mm (1943)
Höchste Tagessumme Niederschlag: 111,4 mm (22.07.2011)
Größte Schneehöhe: 55 cm (14.01.1987)
Höchste Jahressonnenscheinsumme: 2187,3 h (2018)
Niedrigste Jahressonnenscheinsumme: 1456,6 h (1998)
Höchste Windspitze: 41,0 m/s (148 km/h) (13.11.1972)
Neue Fotogalerie 2021 => Link




Tweets vom Twitter-Wetterkanal zu besonderen Ereignisse in 2021 (chronologisch)
Ich habe eine Frage zu deiner tollen Jahresauswertung 2021 der Station Warnemünde:
die Anzahl der Schneedeckentage und auch die Schneehöhe wird ausschließlich über den Automaten des DWD ermittelt?
Falls es so sein sollte, ist ein Vergleich mit vergangenen Perioden m.E. nicht mehr möglich.
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Hallo Herr Globig,
die Schneedeckentage und Schneehöhe sind selbst gemessen/beobachtet nach den Richtlinien des DWD. Es wurde hier also nicht auf die Daten vom DWD-Automaten zurückgegriffen. Daher sollte der Vergleich mit vergangenen Perioden passen.
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