Dieser Beitrag soll sich der meteorologischen Bandbreite des zweiten meteorologischen Herbstmonats widmen. Welche Extreme traten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Mecklenburg-Vorpommern auf und welches Wetter ist als durchschnittlich anzusehen?

Der Oktober kann in der ersten Monatshälfte sehr selten noch Sommertage mit 25 Grad und mehr bieten, während in der letzten Dekade schon winterliche Anflüge möglich sind.
Die wärmsten Oktobertage der letzten 150 Jahre datieren auf den 13.10.2018 sowie 01.10.2011. Erreicht wurden Höchsttemperaturen von bis zu 28 Grad. Auch der 04.10.1966 und 01.10.1942 sind mit beachtlichen 26 bis 27 Grad in der Südhälfte von M-V zu nennen.



3 Beispiele für sommerliche Oktobertage in Mecklenburg-Vorpommern. Am 04.10.1966 (ganz rechts) selbst am Kap Arkona auf Rügen 25,0°C. Dort bis heute gültiger Oktoberrekord und spätester Sommertag seit Messbeginn.
Solche Temperaturen können zu dieser Jahreszeit bei schon recht niedrigem Sonnenstand und geminderter Tageslänge in unserer Region nur durch die Advektion sehr warmer Luftmassen aus den Subtropen realisiert werden. Hitzetage mit mindestens 30 Grad hat es im Oktober in Mecklenburg-Vorpommern allerdings noch nie gegeben.
Wenn dann nachts der Wind für eine gute Durchmischung der Luftmassen sorgt und eine Wolkendecke die Ausstrahlung verhindert, sie noch sehr laue Nächte möglich. Die Rekorde für die höchste 24-stündige Tiefsttemperatur stammt vielerorts vom 04.Oktober 1966. Teilweise wurden 17 Grad nicht unterschritten.

Widmen wir uns nun den „kalten“ Zahlen: Hierfür sind vor allem die Messwerte aus den Oktobermonaten 1905, 1908 und 1922 interessant. Aus der jüngeren Vergangenheit zählen der 1992er und 2003er Vertreter mit zu den kältesten Oktobern seit Aufzeichnungsbeginn.
Im Kälteloch Dömitz an der Elbe maß die dortige Wetterstation am 21.10.1908 den bis heute gültigen MV-Minimumrekord von -10,4°C. Mäßigen Nachtfrost unter -5°C gab es im Oktober letztmalig flächiger am 24.10. sowie 27.10.2003 nach Einbruch polarer Kaltluft aus Nordeuropa.

Frostige Nacht vom 23. zum 24.10.2003
In den „winterlichsten“ Oktobermonaten hat es im Extremfall an ländlichen Stationen die Hälfte aller Tage vom 01.-31.10. bereits Frost gegeben. Der Rekord liegt bei 18 Frosttagen in Dömitz/Elbe im Oktober 1922. Meldungen über einen Eistag (Tagesmaximum <0,0°C) liegen im Klimaarchiv lediglich 2 vor: Am 31. Oktober 1875 registrierten mehrere Stationen Höchstwerte knapp unter dem Gefrierpunkt, in Putbus auf Rügen ging es nicht über -0,8°C hinaus. Einen weiteren Dauerfrosttag hat es am 31.10.1920 bei zähem Nebel in Waren an der Müritz gegeben.
Tage, an denen das Thermometer auch tagsüber keine Plusgrade erreicht, stellen somit ein absolutes Ausnahmeereignis dar.
Außergewöhnlich kalte Oktobertage mit nur maximal 1 bis 5°C ereigneten sich unter anderem am 31.10.1956 und 1979.


Höchsttemperaturen am 31.10.1956 (links) und 31.10.1979 (rechts).
Abschließend zu den Temperaturen noch ein Exkurs zur wertvollen Klimareihe der Landeshauptstadt Schwerin. Im folgenden Diagramm sind die Oktober-Mitteltemperaturen seit 1849 abgebildet. Wie zu erwarten ist ein Erwärmungstrend zu erkennen, allerdings nicht so markant wie in anderen Monaten.

Wetterwarte Schwerin (seit 1849) – Klimamittel 1849-2021 => 9,06°C
Wärmste Oktober-Monate
12,6°C 2006
12,6°C 2001
12,4°C 2014
12,4°C 1907
12,0°C 1995
Kälteste Oktober-Monate
5,1°C 1905
5,3°C 1922
6,0°C 1881
6,2°C 1875
6,3°C 2003
Im Gebietsmittel von MV ist der Oktober der Monat mit dem geringsten Erwärmungstrend im Vergleich zu allen anderen Monaten. Hier zum Vergleich die Werte der neuesten vier 30-Jahres-Referenzperioden für die Mitteltemperatur:
1991-2020 9,5°C
1981-2010 9,3°C
1971-2000 9,0°C
1961-1990 9,3°C
Gehen wir nun über zur nächsten Kategorie, dem Niederschlag:
Die nassesten Oktobermonate waren 2017 (Landesmittel: 112,1 l/m²), gefolgt von 1889 (109,6 l/m²) und 1974 (106,9 l/m²). Der höchste Stationswert für die Monatssumme stammt aus Bergen auf Rügen mit beachtlichen 177,9 Litern pro Quadratmeter im Oktober 1974.
Als verbreitet regenreichster Tag muss der 05.10.2017 angegeben werden, als flächig 40 bis 60 l/m² in einem Streifen von Rostock bis nach Uecker-Randow fielen. Nur wenig später versackte übrigens die A20 bei Tribsees im Moor.

24-stündiger Niederschlag vom 05.10.2017 08 Uhr bis 06.10.2017 08 Uhr
Den Absolut-Rekord für die höchste Tagesmenge Niederschlag im Oktober hält jedoch das Ostseebad Wustrow. 66,3 l/m² ermittelte der ehrenamtliche Wetterbeobachter vor Ort am 10.10.1976. Der Lake-Effekt wirkte hier unterstützend, schmale Schauerstraßen trafen immer wieder dieselben Gebiete an der Küste.
Extrem trocken verlief dagegen der Oktober 1951. In Ostvorpommern konnten mehrere Stationen (z.B. Penkun, Anklam, Torgelow) überhaupt keinen messbaren Niederschlag verzeichnen. Eine Monatssumme von 0,0 l/m² ist ansonsten, bis auf eine Ausnahme (Pasewalk, Okt. 1920), für keinen anderen Oktobermonat dokumentiert.
Nicht fehlen darf natürlich der Blick auf den Parameter „Schnee“: Den frühesten Schneefall haben Meteorologen der Wetterwarte Greifswald und Güstrow am 03. Oktober 1912 beobachtet. Absolut extrem und womöglich ein Rekord für die Ewigkeit. Den zeitigsten Termin für die erste Schneedecke lässt sich nach Sichtung der Daten auf den 11. Oktober 1919 festlegen. Im südlichen Mecklenburg war die Landschaft am Morgen von einer dünnen Nassschneeschicht überzogen. Marnitz bei Parchim meldete angeblich gar 7 cm. Auch wenn sich dieser Wert nicht zweifelsfrei verifizieren lässt, so erscheint er nicht unplausibel.
Sehr frühen „Oktober-Winter“ mit Schneefällen gab es um den 13./14. Oktober 2002. Carpin-Serrahn bei Neustrelitz hatte zwischenzeitlich eine Schneehöhe von 8 cm zu bieten. Selbst am Ostseestrand rieselten nasse Flocken vom Himmel. Siehe dazu auch folgenden Artikel auf dieser Seite:
Weitere Schneeereignisse datieren auf den 23.10.1908, 23.10.2003 und mit vielen Schneehöhen-Meldungen auf den 26.10.1997.



Beachtlich die Karte vom 23.Oktober 1908 (links): 4 cm selbst in den Städten Schwerin und Greifswald.
Der durchschnittlich trockenste Oktober aller Zeiten, war auch der sonnigste seiner Art. 226 Stunden Sonnenschein waren es im wahrlich Goldenen Oktober 1951 im Gebietsmittel von MV. Dem Klimawert zufolge sind nur 110 Stunden zu erwarten. Den höchsten Stationswert schaffte Greifswald mit 233,8 h, dies entspricht 7,5 h pro Tag. An über der Hälfte aller Tagen schien die Sonne ununterbrochen von früh bis spät.

Sonnenschein im Oktober 1951 in Greifswald.
Als Gegenpol dem gegenüber steht der enorm trübe Oktober 1976. In Putbus auf Rügen zeichneten die Meteorologen nur 24,5 Std. Sonnenschein auf. Sehr sonnenscheinarm verlief außerdem der Oktober 2016.

Sonnenschein im Oktober 1976 in Putbus: Extrem trübe, vom 09. bis 19. sogar 11 Tage in Folge ohne einen Sonnenstrahl.
In manchen Jahren toben schwere Stürme und Orkane im zehnten Monat. Die Bedeutendsten ereigneten sich am 17. Oktober 1967, 31. Oktober 1981, 21. Oktober 1986 und am 27./28. Oktober 2002.



Spitzenböen vom 17.10.1967 / 21.10.1986 und 28.10.2002
Ein denkwürdiges gekoppeltes Niederigwasser- und Hochwasserereignis war mit dem Orkantief („Skane-Orkan“) vom 17./18.10.1967 verbunden. Zunächst wurde bspw. in Warnemünde nach stürmischem Südwind mit 332 cm der niedrigste Wasserstand aller Zeiten gemessen, dann strömten mit aufbrandendem Nordoststurm die Wassermassen zurück und lösten eine Sturmflut aus.
Abschließend noch zwei weiterführende Links zu Tornadofällen aus dem Monat Oktober in Mecklenburg-Vorpommern. Die wohl markantesten (dokumentierten) stammen aus den Jahren 1841 und 2009.
1841 Rossow bei Pasewalk: Tornadoliste
2009 Insel Poel: Tornadoliste
Ersterschienen am 12.10.2020, aktualisiert und ergänzt am 07.10.2022