
Der September 2020 war ein ruhiger erster Herbstmonat ohne große meteorologische Highlights.
Die Mitteltemperatur in Rostock-Warnemünde betrug 15,61°C. Damit lag die positive Abweichung gegenüber dem „alten“ Klimamittel der Periode 1961-1990 bei rund 1,7 K. Auch verglichen mit dem Durchschnitt der Jahre 1981-2010 (+1,2 K) war der Monat etwas zu warm. Die höchste Temperatur wurde nach einem kräftigen Warmluftvorstoß mit 28,4°C am 15.09. registriert, der Strand war nochmals gut gefüllt und es kam Sommerfeeling und Badefreude auf. Späte Strandtage mit über 20 Grad und fast Windstille waren zudem auch der 22. und 23. September. Der kälteste Wert von 7,6°C datiert auf den 19.09. Insgesamt sind 12 Warme Tage (Tx >=20,0°C) und 2 Sommertage (Tx >=25,0°C) notiert worden.
In der letzten Dekade versuchte sich der Herbst mit einem ersten Gastspiel. Zwei von Südost nach Nordwest durchziehende Vb-Tiefs sorgten für Schmuddelwetter. Dadurch verliefen die Tage vom 24. bis 27. verregnet, kühl und trüb. Am 27.09. erreichte die Höchsttemperatur nur 12,8°C. Der Wind frischte zeitweise stark aus Nord bis Ost auf und produzierte die Spitzenböe am 26.09. mit 75 km/h (BFT 9). Einen echten Sturm bekamen die Küstenanrainer und Urlauber noch nicht geboten. Mal schauen was der Oktober dann parat hält.
Kühle Nächte stehen für den Zeitraum 19. bis 21.09. zu Buche. In 5 cm über dem Dünensand sackten die Temperaturen bis auf 2,0°C ab. Viel fehlte somit nicht zum ersten Bodenfrost der Saison, welchen es außerdem des wärmenden Siedlingsgebietes im Umfeld von Warnemünde auch bereits gegeben hat. In den Morgenstunden entstand nach klaren Nächten mehrfach der Warnemünder Moornebel am südwestlichen Ortsrand und zog mit schwachem Landwind aufs Meer hinaus.

Beispiel: Warnemünder Moornebel am 30.September 2015, aufgenommen von der Webcam des Hotel Neptun
Exkurs „Warnemünder Moornebel“:
Es handelt sich um eine lokale Wetterspezialität. Die moorigen Niederungen, mit Kanälen durchzogen, bieten in klaren/windschwachen Herbst- und Winternächten bei hinreichender Luftfeuchte eine hervorragende Brutstätte für flache Bodennebelfelder. Der Bodennebel ist eine Art von Strahlungsnebel und entsteht durch rasche Abkühlung der untersten Luftschichten. Die Temperatur muss unter die des Taupunkts fallen, dann setzt Sättigung ein und der überschüssige Wasserdampf tritt als Tau/Nebel in Erscheinung. Die Dichte des Nebels wird durch feuchte, unversiegelte Oberflächen (Wiesen, Tümpel, Kanäle) begünstigt. Bodennebel liegt direkt über dem Erdboden und steigt nicht mehr als über einen Meter an.
Der Niederschlag summierte sich vom 01. bis 30.09. zu 53,6 Liter pro Quadratmeter auf und schaffte damit nahezu eine Punktlandung bezüglich des Solls. Die Verteilung war jedoch sehr ungleichmäßig. Der Großteil von 40,4 l/m² regnete an vier aufeinanderfolgenden Tagen vom Himmel (24-27.09.). Vom 06. bis 23. gab es dagegen eine lange Trockenperiode ohne nennenswerte Niederschläge. Die Böden trockneten erneut stärker aus und die Waldbrandgefahr stieg zeitweise auf die mittlere Stufe 3. Feste Niederschlagsformen, zum Beispiel Graupel oder Hagel, traten nicht auf.
Die Sonne zeigte sich etwa 222 Stunden. Dies entspricht 7,4 Stunden pro Tag. Komplett trüb ohne einen Sonnenstrahl blieb lediglich der Regentag am 27.09. Damit war der September 2020 ein recht sonniger Vertreter, das Klimamittel weist nur etwa 159 Sonnenstunden für einen gewöhnlichen September aus. Nur 4 September-Monate in der Messreihe seit 1947 fielen noch sonniger aus: 1959 registrierten die Warnemünder Meteorologen 247,9 Std. Sonnenschein, gefolgt von 2016 (227,8 h) , 2006 (222,4 h) und 2003 (222,4 h).
Eine nicht ganz alltägliche Beobachtung gelang am 06.September. Gegen 16:46 Uhr entwickelte sich über der Ostsee unter einer Schauerzelle eine kleine Trichterwolke. Ob es sich nur um eine Vorstufe zum Tornado gehandelt hat oder eventuell vorübergehend auch Kontakt zur Wasseroberfläche bestand, ließ sich anhand des Bildmaterials nicht zweifelsfrei klären. Sogenannte Wasserhosen sind im Spätsommer und Herbst bei Wetterlagen mit labiler Schichtung aufgrund der hohen Wassertemperaturen keine Seltenheit.

Bild: © by Steffen Lorke, Gewitterjagd Brandenburg
06.09.2020, etwa 16:46 Uhr, Blickrichtung Nordwest, Strand Warnemünde
Wetterdaten/ Grafiken der DWD-Station Warnemünde



Zeitreihen Warnemünde: Mitteltemperatur (seit 1923) und Niederschlag (seit 1901)
Abweichung der Monatsmitteltemperatur seit Oktober 2019
Von den letzten 12 Monaten fielen 2 in Rostock-Warnemünde zu kühl aus. Dabei handelt es sich um den Mai und Juli 2020. Deutlich milder als durchschnittlich verliefen dagegen der Januar und Februar 2020, aber zum Beispiel auch der August.
Die Abbildung setzt die Monatstemperaturen ins Verhältnis zum Klimaschnitt der 30-Jahresperiode 1981-2010.

Übersicht der Warnemünder Rekorde für den Monat September
Wärmster Monat: 17,9°C (2006)
Kältester Monat: 10,8°C (1912)
Höchste Temperatur: 32,4°C (16.09.1947)
Niedrigste Temperatur: 3,4°C (29.09.1978)
Höchster Monatsniederschlag: 159,4 mm (2001)
Niedrigster Monatsniederschlag: 4,0 mm (1907)
Höchster Tagesniederschlag: 42,6 mm (21.09.1990)
Höchste Sonnenscheinsumme: 247,9 h (1959)
Niedrigste Sonnenscheinsumme: 83,1 h (2001)
Höchste Windspitze: 126 km/h (21.09.1990)
Höchste Anzahl Gewittertage: 6 Tage (1954,1963,1968,1975)