Wie schneidet 2022 in den bereits vergangenen 9 Monaten des Jahres hinsichtlich der drei Kernparameter Temperatur, Niederschlag und Sonnenschein ab? Dazu eine kurze Auswertung mit aktuellem Stand zu Beginn der dritten Oktober-Dekade. Alle Auswertungen beziehen sich auf das Flächenmittel des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern.
Vergleich Monatsdaten von Temperatur/ Niederschlag und Sonnenschein mit Klimamittelwerten der Referenzperioden
Kein Monat in 2022 war bisher im Vergleich mit dem alten Klimareferenzzeitraum 1961-1990 „zu kalt“ (negative Abweichung). Der September war der kälteste seiner Art seit 2013 und war mit + 0,1 K gegenüber 1961-1990 noch verhältnismäßig am kühlsten. Gegenüber dem neueren 30-Jahresmittel 1991-2020 fielen der April und September unterdurchschnittlich temperiert aus. Besonders mild verliefen die Wintermonate Januar und Februar, die roten Punkte „schweben“ in der Grafik deutlich über den gekennzeichneten langjährigen Mittelwerten. Auch der August sticht heraus und war mit 20,0°C gleichzeitig der wärmste Monat des Jahres.
Der eingetragene Wert für den Oktober ist vorläufig und wird gemäß den Aussichten sogar vermutlich am Monatsende noch höher liegen. Es deutet sich mindestens ein Platz in der Top 3 der wärmsten Oktober seit 1881 an.
Fast schon logisch ist die Schlussfolgerung, dass auch das Jahresmittel der Temperatur deutlich vom Mittelwert abweichen wird. Eventuell könnte auch der Rekord für das wärmste Jahr angegriffen werden. Hierbei haben aber natürlich noch die zwei verbleibenden Monate November und Dezember Mitspracherecht.

Die nächste Abbildung zeigt den Niederschlag der Monate bisher in 2022 (blau), verglichen mit den langjährigen Mittelwerten (grau) – bezogen auf das Flächenmittel von MV.
Auf den nassesten Februar seit Aufzeichnungsbeginn folgte kurioserweise der trockenste März überhaupt. Auch die weiteren Monate bis Juli endeten gegenüber beiden Klimareferenzzeiträumen mit einem Niederschlagsdefizit. Erst der September arbeitete dann am Nachholbedarf und fiel im Gebietsmittel mit rund 73 l/m² nass aus. Bisher stechen 2 zu nasse Monate 6 zu trockenen und einem Monat ungefähr im Bereich des Klimawerts gegenüber.

2022 wird ein insgesamt sehr sonniges Jahr. Die Sommermonate lagen mit ihrer Sonnenscheindauer allesamt über dem jeweiligen Sollwert der Referenzperioden. Besonders sticht jedoch der mit Abstand rekordsonnige März heraus. Kein Monat fiel bisher wirklich trüb aus.

Die Jahressumme seit 01.01. beträgt mit aktuellem Stand vom 22. Oktober bereits 1865,8 h im Flächenmittel von MV. Wäre das Jahr bereits zu Ende, würde dies schon Platz 10 in der Hitliste der sonnigsten Jahre seit 1951 bedeuten. Doch einige Oktobertage und zwei weitere Monate folgen ja noch.
Gebietsmittel MV – meiste Sonnenstunden im Jahr (seit 1951)
JAHR YEAR | WERT VALUE |
---|---|
2018 | 2107,8 |
1959 | 2041,1 |
2003 | 1992,8 |
1951 | 1904,0 |
1989 | 1882,8 |
1953 | 1876,9 |
2020 | 1874,2 |
1975 | 1873,9 |
1982 | 1869,9 |
2005 | 1859,6 |
Die folgenden Grafiken bieten einen Überblick zum Jahresverlauf der Temperatur, des Niederschlags und der Sonnenscheindauer bezogen auf das Flächenmittel des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern.
Die jeweils eingezeichnete graue Linie stellt das Klimamittel der Periode 1991-2020 dar. Die farbigen Linien zeigen die Daten aus dem aktuellen Jahr 2022 an. So ist eine Einordnung und Gegenüberstellung zu den langjährigen Normwerten möglich.
Tagesmitteltemperatur Jahr 2022
Die überdurchschnittlich temperierten Phasen dominieren in 2022 bisher deutlich. Vor allem im Sommer stechen Tage mit einer Mitteltemperatur von 6-8°C über dem Mittel der neuen 30-Jahresperiode 1991-2020 heraus. Die extremsten Abweichungen boten der Neujahrstag und der Sensationshitzetag am 21. Juli, als Höchstwerte bis 39°C gemeldet wurden. Auch die kommenden End-Oktobertage werden den Prognosen nach deutlich über dem normalen Temperaturniveau der Jahreszeit liegen. Dies signalisieren die bunten Graphen, welche auf Berechnungen des deutschen ICON- und US-amerikanischen GFS-Modell beruhen.
Unterkühlte Witterungsabschnitte zeigt das Diagramm schwerpunktmäßig für den April und zum Beispiel um den Monatswechsel von Mai zu Juni an.

Während nach dem nassen Februar der summierte Niederschlag seit Jahresbeginn deutlich über der bis dorthin zu erwartenden Summe lag, verläuft die Linie vor allem seit Juli markant unter dem Klimamittel. Im Sommer hat sich somit ein zunehmend größer werdendes Niederschlagsdefizit aufgebaut. Der September hat nun aufgeholt, aber das langjährige Mittel noch nicht erreicht. Mit momentanen Stand vom 22.10. bedeuten 425 l/m² ein Defizit von etwa 85 l/m². Diese Summe fehlt also zum mittleren Jahresniederschlag (ca. 510 l/m²) bis zu einem 22. Oktober. Kaum vorstellbar, dass in der verbleibenden Zeit bis zum Jahreswechsel dies noch aufgeholt werden kann.

Abschließend der Sonnenschein: Mit Beginn des Märzes öffnete sich die „Schere“. Seitdem liegt die fortlaufende Jahresumme der Sonnenscheinstunden deutlich über dem Mittel der 30-Jahresperiode 1991-2020. Bis zum aktuellen Zeitpunkt (Zwischenstand 22.10.) haben sich seit Jahresanfang rund 260 Stunden Sonnenschein mehr angehäuft, als bis hierhin zu erwarten gewesen wären. Selbst wenn der November und Dezember außergewöhnlich trüb ausfallen sollten, bliebe es in der Endabrechnung ein sonnenscheinreiches Jahr.
