Der Winter hat seinen ersten Gruß geschickt. Beginnend am 17. November kam eine kontinentale Ostströmung auf und vom Baltikum und Russland her sickerte Kaltluft ein. Über dem noch vergleichsweise warmen Ostseewasser konnte die Kaltluft viel Feuchtigkeit aufnehmen und labilisierte aufgrund der großen vertikalen Temperaturunterschiede (10-12°C Ostseewasser, bis zu -35°C in 5,5 km Höhe), sodass Quellwolken- und Schauerbildung einsetzte. Strichweise zogen diese dann auf die Küste (Lake-Effekt). Zusätzlich sorgte ein kleines Tief für Hebung der Luftmassen und löste damit weitere Niederschläge aus.

Wetterlage am Freitag, 18.11.2022 / An der Südflanke von Hoch ERIK über Skandinavien floss polare Kaltluft von Russland und dem Baltikum über Polen bis nach Mecklenburg-Vorpommern.
Von Freitagabend (18.11.) bis Montagfrüh (21.11.) beschäftigten dadurch Schneeschauer M-V mit unterschiedlichen regionalen Schwerpunkten. Zuerst war am Samstagmorgen und -vormittag vor allem Rügen, Usedom, das Stettiner Haff und die Uecker-Randow-Gegend betroffen. Die Wetterstation Ueckermünde meldete zeitweise 8 cm Schneehöhe. Aus Torgelow stammt eine Messung von 11 cm und auf der polnischen Seite von Usedom sind in Swinemünde 14 cm gemessen worden. Auf der Ostseeinsel hatte die Schneedecke abseits der Stationen im südlichen Bereich vorübergehend wohl sogar eine Mächtigkeit von 15 bis 20 cm erreicht!
Zum Sonntag gab es einen weiteren „Schnee-Hotspot“ vor allem in Nordwest-Mecklenburg nördlich von Schwerin bis in den Raum Wismar. Auch in der Müritz-Region zeigte sich die weiße Pracht.

Den Start in die neue Woche am Montag begleitete dann auch in Rostock eine 1-2 cm dicke Schneedecke, weiter östlich in Graal-Müritz und Ribnitz-Damgarten rieselten die Flocken noch zahlreicher und 5-6 cm kamen zusammen. Auf der Insel Rügen wurden lokal bis zu 15 cm Schnee auf der Halbinsel Jasmund in Nipmerow dokumentiert:
Auch die Kreideküste im Winterkleid:
Durch den Einfluss der milden Ostsee reichte es vorrangig im direkten Küstenumfeld trotz der an sich winterlichen Luftmasse nicht durchweg für Schnee, teils fiel auch mal Regen oder Schneeregen. Bei stärkerer Intensität oder nicht direkter Windanströmung vom Meer her konnte sich aber auch an den Stränden eine Schneedecke ausbilden, siehe Usedom, Teile von Rügen und auch die Rostocker Küste am 20./21. November (Sonntagabend bis Montagvormittag).
Der erste Schneefall der Saison 2022/23 wurde im Ostseebad Warnemünde am Abend des 18. November (Freitag) beobachtet, am Morgen des 21. November (Montag) reichte es dann auch für die erste Schneedecke, welche im folgenden Video am Strand eingefangen wurde:
Bilder vom Schnee in Warnemünde am Morgen des 21. November (Montag)






Eine Statistik des Datums des ersten Schneefalls in Warnemünde seit 1949. Die Rekorde liegen beim 13. Oktober (2002) als frühesten Termin und dem 28. Dezember 2006 als spätesten.


Schneehöhen-Meldungen am 19. November 2022 in MV

Schneehöhen-Meldungen am 20. November 2022 in MV

Schneehöhen-Meldungen am 21. November 2022 in MV

Schneehöhen-Meldungen am 22. und 23. November 2022 in MV


F = Schneeflecken / Quelle aller Schneehöhen-Karten: https://kachelmannwetter.com/de/messwerte
Lokal, wie zum Beispiel in Torgelow und Putbus auf Rügen, wurden 5 Tage in Folge mit geschlossener Schneedecke zum Klimatermin um 07 Uhr registriert (19.-23.11.). Das gibt es auch nicht so oft im November. Mehr als 5 November-Tage mit Schneedecke sind innerhalb von MV zuletzt für 2016 und 2010 verzeichnet. Lokal geschaut, liegt ein schneereicherer November in Torgelow schon 23 Jahre zurück! 1999 gab es in der vorpommerschen Kleinstadt 6 Schneedeckentage.
Was ist in Sachen Kälte und Frost zu berichten?
Am Montag (21. November) meldeten 3 Stationen im DWD-Messnetz den ersten Eistag mit Tageshöchsttemperaturen unter 0,0°C. In Schwerin, Marnitz bei Parchim und in Grambow-Schwennenz an der polnischen Grenze verharrten die Werte den ganzen Tag im Frostbereich.

In Schwerin lag die Tageshöchsttemperatur bei -0,6°C. Es ist der erste Eistag im November in der Landeshauptstadt seit 2016. Das Diagramm zeigt das jeweils tiefste Tagesmaximum im November in Schwerin seit 1890. Sehr eisige Tage mit Höchstwerte um -5°C oder niedriger gab es zuletzt 1998 und 1993. Der Datenpunkt der diesjährigen -0,6°C liegt auch unterhalb des langjährigen Mittels.

Die absoluten Minima dieser ersten winterlichen Periode wurden in der Nacht zum 19. November (Sa) gemessen. Während an der Küste etwas mildere Meeresluft Einfluss hatte, reichte es im südlichen Binnenland für bis zu -8°C!
-8,0°C Malk Göhren
-7,8°C Karstädt
-7,7°C Göhlen
-7,5°C Milow-Semmerin
-7,5°C Sukow
(alle Landkreis Ludwigslust-Parchim)

Die Kaltluft ist nun vorerst weitgehend nach Osten abgedrängt worden. Heute am 24. November ist der Schnee nahezu überall geschmolzen, nur wenige Regionen haben noch Schneeflecken / Schneereste. Bis Ende November bleibt es wohl weitgehend frostfrei. Tiefdruckgebiete mit ihren Fronten und milde Luftmassen aus SW schaffen es aber auch nur abgeschwächt bis zu uns. Ob sich zum Monatswechsel von Osten erneut Winterluft anpirscht, ist noch unklar.