In feuchtlabiler Luftmasse und bei recht schwachen Luftdruckgegensätzen entwickelten sich auf der Vorderseite des Skandinavientiefs UNAI am gestrigen Montag (24. Juli 2023) einige markante Gewitter über Mecklenburg-Vorpommern.
Das in Bezug auf Starkregen kräftigste Ereignis traf den Norden von Rostock. Zwischen 19:00 und 20:30 Uhr fielen 30 bis punktuell 40 l/m² im Bereich Warnemünde, Diedrichshagen und Elmenhorst. Die Gewitterzelle hatte außerdem kleinkörnigen Hagel im Gepäck und zog nur langsam ostwärts. Erschwerend kamen Neubildungen aus Zugrichtung Südwest hinzu, welche sich ebenfalls über den gleichen Orten abregneten.
Radaranimation 24.07. 19:15 bis 20:15 Uhr
Die Folge waren kleinere Überschwemmungen, einzelne vollgelaufene Keller sowie Wassereinbruch in Untergeschoss-/Souterrainwohnungen.
Die DWD-Wetterstation in Warnemünde erfasste am gestrigen 24. Juli zusammen mit weiteren Starkregengüssen in der Nacht insgesamt 41,2 l/m². Ein Großteil davon fiel jedoch in nur 30 Minuten und erklärt die Probleme der Kanalisation und das meist oberflächige Abfließen der Wassermassen.
Die 10-minütigen Niederschlagsmengen an der DWD-Station Warnemünde zwischen 13 Uhr und 02 Uhr (24.07./25.07.2023)
Berechnete Wiederkehrintervalle (T) für die Dauer 30 bis 60 Minuten zeigen, dass derartige Starkregenereignisse im Ostseebad statistisch alle 20 bis 25 Jahre auftreten. Mit zunehmender Dauer war das Ereignis weniger außergewöhnlich, siehe dazu folgende Tabelle:
Tab 1
Die größten Niederschlagssummen in Rostock-Warnemünde am 24. Juli 2023 in Abhängigkeit von der Regendauer, mit Einordnung des Wiederkehrintervalls T anhand von KOSTRA-DWD-2000 (2005) und VERWORN & KUMMER (2003/2006); jeweils für den Zeitraum 1951 bis 2000
Dauer | Zeitspanne | Niederschlagssumme | Einordnung |
10 min | 24. Juli, 19:40 bis 19:50 Uhr | 12,4 l/m² | T ≈ 11 a |
30 min | 24. Juli, 19:40 bis 20:10 Uhr | 26,8 l/m² | T ≈ 25 a |
60 min | 24. Juli, 19:20 bis 20:20 Uhr | 30,7 l/m² | T ≈ 22 a |
2 h | 24. Juli, 19:20 bis 21:20 Uhr | 30,7 l/m² | T ≈ 10 a |
6 h | 24./25. Juli, 19:00 bis 01:00 Uhr | 38,8 l/m² | T ≈ 6 a |
12 h | 24./25. Juli, 14:00 bis 02:00 Uhr | 41,2 l/m² | T ≈ 4 a |
24 h | 24./25. Juli, 08:00 bis 08:00 Uhr | 41,2 l/m² | T ≈ 3 a |
Nach Kriterien des Deutschen Wetterdienstes wäre kleinräumig für Warnemünde eine Unwetterwarnung (Stufe 3, „rot“) gerechtfertigt gewesen, wie folgende Grafik verdeutlicht:
Die Radaranalyse ergab, dass die größten Niederschlagssummen in Diedrichshagen mit punktuell um 50 l/m² niedergingen. Deutlich fällt auch der Unterschied zum Umland auf. Im südlichen Rostock brachten die Gewitter nur 5-10 l/m².
Außerdem noch der Blick auf die Übersichtskarte des 24-stündigen Niederschlages in den Messpötten der Wetterstationen im Land. Warnemünde hatte mit seinen 41,2 l/m² den höchsten Stationswert für den Tagesniederschlag in ganz MV zu verzeichnen. Weitere Schwerpunkte waren niederschlagstechnisch zum Beispiel die Region zwischen Ribnitz und Barth sowie Anklam. In Wismar blieb es dagegen sogar gänzlich trocken.
Eine Unwetterzelle, die auch noch eine Rückblende verdient, zog zeitlich vor dem Warnemünde-Starkregen etwa ab 18:30 Uhr von Lübeck kommend die Küste von Nordwest-Mecklenburg entlang. Zeitweise rotierte die Gewitterzelle und brachte größere Hagelansammlungen bei Dassow. Selbst heute Morgen, etwa 10 Stunden nach dem Ereignis, fanden sich noch Reste der zusammengeschwemmten Eisklumpen. In Schönberg kam es zu Sturmschäden, verursacht nach jetzigem Stand durch starke Gewitterfallböen (Downburst).
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